Fachverband VDE/ITG setzt auf IT als Wachstumsmotor

Fachkräftemangel bedroht deutschen Standort

30.04.2004
Vertreter des Verbands der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) gehen davon aus, dass sich die IT-Branche als Wachstums- und Innovationsmotor der deutschen Gesamtwirtschaft behaupten wird. Allerdings müssten zuvor Probleme wie der anhaltende Mangel an Fachkräften und die ungenügende Marktumsetzung von Forschungsergebnissen gelöst werden.

"Ohne Informations- und Kommunikationstechnologien geht nichts mehr." Dieses Fazit zieht die Informationstechnische Gesellschaft (ITG) des VDE anlässlich einer Expertenbefragung zum 50-jährigen Bestehen des Verbands. 90 Prozent der rund 800 Befragten aus Wissenschaft und Industrie vertraten diese These. Daher werde sich auch in Zukunft die Informations- und Kommunikationstechnik (IuK-Technik) als Wachstums- und Innovationsmotor in Deutschland behaupten.

Ein hohes Innovationspotenzial bescheinigten die Experten der Mikro- und Nanotechnik. 80 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass diese Märkte künftig durchschnittlich um fünf Prozent jährlich zulegen können. Damit sei Deutschland in der Lage, gegenüber Nordamerika und Asien bereits verloren geglaubten Boden gutzumachen. Dagegen offenbare die deutsche IT-Branche Schwächen in den Bereichen Mikroelektronik und Softwareentwicklung, warnt Jörg Eberspächer von der Technischen Universität München. Forschungsergebnisse müssen sich im Markt niederschlagen Damit Deutschland international mithalten könne, müssten sich alle Verantwortlichen stärker engagieren, fordert der Münchner Informatikprofessor.

Vor allem die Umsetzung von Forschungsergebnissen in kommerzielle Produkte funktioniere nicht schnell genug. Um dieses Manko zu beheben, müssten Forschung und Wirtschaft effizienter miteinander vernetzt werden. Diese Meinung teilen 97 Prozent der von der ITG befragten Experten. Außerdem fordern die VDE-Verantwortlichen eine verbesserte Ausbildungsstrategie für die IT-Branche.

"Der anhaltende Mangel an Elektroingenieuren und IT-Experten könnte zu einer Innovations- und Wachstumsbremse werden", warnt Jörg Thielges, Vorsitzender der VDE/ITG. Er rechne für das laufende Jahr mit etwa 6000 Absolventen in IuK-technisch relevanten Fächern. Vor zehn Jahren hätten die Unternehmen noch auf etwa 14000 Hochschulabgänger bauen können. Die derzeitige Situation werde sich in den nächsten Jahren nicht ändern, prognostiziert Thielges.

Alarmsignal: Staat und Industrie investieren weniger in Forschung

Deutschland könnte den Anschluss verlieren, sollte es nicht gelingen, diese Probleme zu lösen. Im vergangenen Jahr habe das Land bereits in der internationalen Patentstatistik seinen zweiten Platz an Japan verloren, kritisiert Thielges - in Führung liegen die USA. Ein weiteres Alarmsignal seien die sinkenden Aufwendungen für Forschung und Entwicklung (FuE). Nachdem bereits der Staat in den vergangenen Jahren seine Forschungsaufwendungen kontinuierlich gedrosselt habe, seien 2003 erstmals auch die Entwicklungsinvestitionen der Industrie leicht zurückgegangen. Damit werde es immer schwerer, bis 2010 das innerhalb der EU vereinbarte Ziel eines FuE-Anteils von drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu erreichen. (ba)