"Low-Cost" oder "intelligenz" - die Frage beim Bildschirm:

Fachabteilungen bestimmen zunehmend den Terminaltrend

20.06.1980

MÜNCHEN - Trendaussagen über den derzeitigen Bildschirmmarkt richten sich nach der Produktpalette des jeweils prognostizierenden Anbieters. So meint etwa Michael Sayer, Vertriebsleiter bei der Kölner Rair Computer GmbH, daß DV-Anwender heute vielfach dazu neigen, anstatt eines "intelligenten" Bildschirmes eher drei Low-cost-Geräte zu ordern. Harris-Vertriebschef Horst Kraume indessen weiß, daß "trotz derzeitiger Rotstift-Aktionen" der Kunde eindeutig intelligentere Terminals bevorzugt. In einem Punkt sind sich die Bildschirm-Verkäufer allerdings einig: Durch zunehmenden Bedarf der Fachabteilungen ist die Investitionsbereitschaft der Unternehmen generell gut.

Stückzahlmäßig werden nach Ansicht von Werner Hartwig, Produktmanager bei der Münchener Kontron GmbH, zwar mehr Low-cost-Bildschirme verkauft, aber das größere Geschäft liege heute eindeutig im Bereich der intelligenten Bildschirme.

Auch Dietmar Wasenitz, Geschäftsführer der Videodata GmbH in Hanau, die kürzlich von Tally den Vertrieb der Beehive-Produkte übernahm, ist überzeugt, daß der Markt der intelligenten Terminals proportional zu den Billiggeräten künftig schneller wachsen wird. Zwar würde es immer einen großen Benutzerkreis geben, der einen Low-cost-Bildschirm kauft, weil dieser nur minimal eingesetzt werden braucht, und sich insofern ein teueres Gerät kaum lohne. Aber "das Lager der Enttäuschten" sei permanent am Wachsen. Wasenitz selbst kennt in Deutschland etwa zehn Bildschirm-Anbieter, die ihre Taiwan-Produkte" für oft nicht mehr als 1500 Mark bereits am Flughafen aus dem Karton verkauften. Der Gewinn pro Terminal liege bei diesen Unternehmen jedoch dermaßen niedrig, daß sie unmöglich den erforderlichen Support bieten könnten. "Das große Geschrei kommt erst später, wenn der Käufer feststellen muß, daß er die Geräte gar nicht verwenden kann", erklärt Wasenitz und: "Dies sind dann unsere besten Kunden."

Harris-Vertriebsleiter Kraume sieht in den immer komplexer werdenden Netzwerken und den permanent steigenden Anforderungen der Fachabteilungen seine Absatzchancen im intelligenten Terminalmarkt. Zwar sei es den DV-Chefs heute gar nicht wohl dabei, daß bei der Bildschirmauswahl inzwischen bereits weitgehend die Fachbereiche bestimmen. Aber die Datenverarbeiter könnten es sich inzwischen kaum noch leisten andere Unternehmensteile "mit schlechter Qualität dumm zu halten".

Anwender, die ehemals Low-cost-Bildschirme nur wegen des anscheinend günstigen Preises kauften, würden heute, so Kraume, bereits fragen was sie mit den Geräten in drei oder vier Jahren noch anfangen können Wenn man diesen Kunden klar

machen könne, daß ein Terminal Funktionen erfüllt, die auch noch in fünf oder sechs Jahren Gültigkeit haben seien sie bereit, entsprechend mehr dafür zu zahlen.