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PR-Fiasko

Facebook steckt hinter Schmutzkampagne gegen Google

12.05.2011
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Facebook hat die renommierte PR-Agentur Burson Marsteller angeheuert, um möglichst unauffällig Stimmung gegen Google zu machen.

Das "unauffällig" hat sich nun erledigt, denn der US-Journalist Dan Lyons - lange bei "Forbes" und auch bekannt als der Fake Steve Jobs - hat für "The Daily Beast" nun die Zusammenhänge aufgedeckt. Dass Burson Marsteller für einen nicht namentlich bekannten Klienten eine "Flüsterkampagne" gegen Google betrieb, hatte zuvor schon "USA Today" berichtet. Daraufhin schossen zunächst Spekulationen ins Kraut, dass womöglich Apple oder Microsoft dahinterstecken könnten.

Lyons hat nun den wahren Schuldigen enttarnt - das Soziale Netzwerk Facebook nämlich. Ein Facebook-Sprecher hat zugegeben, dass seine Firma Burson Masteller engagiert hat - und zwar aus zwei Gründen: Erstens glaube Facebook, dass Google im Bereich Social Networking Dinge tue, die Datenschutzbedenken hervorriefen, und zweitens wehre sich Facebook gegen Googles Bestrebungen, Daten von Facebook für sein eigenes soziales Netzwerk zu verwenden.

Burson Marsteller hatte dem Bericht zufolge unter anderem Zeitungen Anti-Google-Geschichten unterbreitet und angeregt, Behauptungen nachzugehen, Google verletze die Privatsphäre seiner Nutzer. Die PR-Agentur habe außerdem dem einflussreichen Blogger Christopher Soghoian Hilfe bei einem Google-kritischen Meinungsstück angeboten und zugesagt, das Op-Ed bei prominenten Medien wie de "Washington Post", "Politico" oder der "Washington Post" unterzubringen. Der Mann lehnte das Ansinnen allerdings ab und veröffentlichte den Email-Verkehr mit Burson.

Im Mittelpunkt der verdeckten PR-Aktivitäten stand die Google-Funktion "Social Circle", bei der Nutzer von Googles Email-Dienst Google Mail (deutsche Bezeichnung) Informationen nicht nur über ihre Freunde, sondern auch über Freunde von Freunden ("Verbindungen zweites Grades") sehen können. Burson Marsteller verbreitete die These, Google arbeite "an zutiefst persönlichen Dossiers über Millionen Nutzer - eine direkte und klare Verletzung von Googles Übereinkunft mit der FTC". Ein weiteres Zitat: "Die amerikanischen Bürger müssen über die unmittelbaren Einbrüche in ihr intimstes Privatleben informiert werden, die Google katalogisiert und rund um die Uhr verbreitet - ohne ihr Einverständnis."

Blogger Soghoian sah das anders und befand, die Agentur mache "einen Berg aus einem Maulwürfshügel"; Social Circle sei nicht gefährlich. Die Kampagne, für die Burson Marsteller unter anderem den früheren CNBC-Technologie-Journalisten Jim Goldman und den ehemaligen Politik-Reporter John Mercurio einsetzt, wirft jedenfalls weder auf die PR-Agentur noch auf Facebook ein gutes Licht.

Dan Lyons liegt jedenfalls wohl nicht falsch in der Annahme, dass es im Kampf der Internet-Titanen Facebook und Google letztlich vor allem darum geht, wer sich auf Dauer das größte Stück vom lukrativen Online-Werbekuchen sichern kann. Facebook hat 600 Millionen Mitglieder und sammelt Informationen darüber, wer diese Menschen sind, wer ihre Freunde sind und was sie mögen. Auf Basis dieser Daten verkauft Facebook gezielte Werbekampagnen und ist damit zu einem großen Google-Rivalen geworden.

Google wiederum ist primär von Entwicklern getrieben und war bis dato im Social Web alles andere als erfolgreich. Der Mitgründer und neue CEO Larry Page hat allerdings das Thema Social ganz oben auf die strategische Agenda gesetzt und sogar den Bonus der Belegschaft für dieses Jahr teilweise davon abhängig gemacht, dass Google sich in diesem Bereich deutlich verbessert. Und es sieht ganz danach aus, als habe Facebook davor durchaus Angst.