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500 Millionen Nutzer

Facebook - eine Hassliebe

21.07.2010
Von pte pte
Facebook-Nutzer meckern gerne über ihr Social Network und verteilen schlechte Noten. Dennoch: Heute soll die Schwelle von 500 Millionen Nutzern übersprungen werden.

Die Popularität des derzeit international beliebtesten sozialen Netzwerks Facebook steigt ständig weiter. Gleichzeitig stellen die Facebook-User ihrem virtuellen Zuhause keine besonders guten Noten aus. Diesen Zwiespalt zeigt eine aktuelle Konsumentenbefragung aus den USA auf. Im sogenannten American Customer Satisfaction Index (ACSI) bewerten die Nutzer Facebook mit nur 64 von 100 möglichen Punkten. Das ist eines der schlechtesten Ergebnisse aller abgefragten Unternehmen und Webseiten. Konkurrent MySpace wird ähnlich niedrig (63 Punkte) bewertet. Etwas besser schneiden YouTube und Wikipedia ab.

"Facebook ist die wohl schlechteste erfolgreichste Website der Welt. Mit verwirrender Nutzerführung, vielen unausgegorenen Funktionen und etlichen Fehlern, die Benutzer, aber auch Entwickler nerven. Insofern ist Kritik im Fall Facebook sehr oft berechtigt - weit über die meist fokussierte Kritik an der Privatsphäre hinaus", kommentiert Social-Media-Experte Günter Exel die Ergebnisse gegenüber pressetext.

Laut ACSI betreffen die Beschwerden vor allem Datenschutz und Sicherheit. Gerade in den vergangenen Monaten hat sich Facebook in diesen Bereichen wiederholt in die Nesseln gesetzt. Aber auch Werbeanzeigen nerven die User, ebenso wie Spam und ständige Änderungen auf der Seite. "Bei der Privacy-Debatte hat Facebook die Zeichen verstanden und sehr schnell Lösungen erarbeitet. Aber auch diese sind noch weit von einem Optimum entfernt", meint Exel.

Der Konsumentenbericht erzeugt den Eindruck, dass Facebook-Nutzer eigentlich nicht sehr viel an Facebook mögen. Trotzdem gehen die meisten regelmäßig online und täglich kommen Scharen an neuen Nutzern hinzu. In Kürze - vermutlich am heutigen Mittwoch - will Facebook offiziell das Überschreiten der 500-Millionen-Nutzer-Schwelle verkünden. ACSI erklärt auch, warum die User trotz Unzufriedenheit nicht davon laufen. "Facebook hat seine eigene Art von Monopol." Das Monopol kommt dadurch zustande, dass derart viele Menschen das Netzwerk nutzen. Damit sind wieder mehr Leute dazu "verdonnert", sich ebenfalls anzumelden, um mit Familie und Freunden vernetzt zu sein.

Es gibt auch wenige echte Alternativen auf internationaler Ebene. MySpace könnte laut dem Bericht zwar eine Art Comeback schaffen, ist aber andererseits das einzige Social Network, das noch schlechter bewertet wurde als Facebook selbst. Die Potenziale, die ACSI MySpace zum Comeback aufzeigt, sind zudem sehr oberflächlich formuliert. "MySpace muss sich darauf konzentrieren, was Konsumenten wollen", heißt es in dem Bericht.

Die Probleme, die Facebook hat, werden den Höhenflug des Netwerks nicht stoppen, ist Exel überzeugt. "Facebook hatte zur richtigen Zeit das richtige Konzept, profitiert von einer weltweiten Dynamik, die in vielen Ländern den lokalen Netzwerken das Wasser abgräbt - und verfolgt mit dem 'Open Graph' eine universale Strategie, die es zum 'Nervensystem des Internets' machen wird." (pte)