Europäern lnformationsaustausch über die Entwicklung neuer Rechnergenerationen angeboten:

Exportoffensive der japanischen DV-Hersteller

08.10.1982

TOKIO/BONN (nw) - Die Japaner verstärken ihre Aktivitäten auf dem Elektroniksektor: Kooperationen, eine geplante Exportoffensive und Gespräche über gemeinsam mit den Forschungsministerien der Konkurrenzländer durchzuführende Entwicklungsprojekte lassen die Branche in aller Welt aufhorchen. Eine abwartende Haltung nimmt indessen noch das Bonner Bundesministerium für Forschung und Technologie (BMFT) ein. Man will erst einmal Einblick in die "konkreten, technologische Zusammenarbeit beinhaltenden Ergebnisse" gewinnen.

Das japanische Ministerium für Außenhandel und Industrie hat den europäischen Ländern sowie den USA einen Informationsaustausch bei der Entwicklung neuer Computergenerationen vorgeschlagen. Bei einem in Paris geplanten japanischfranzösischen Gespräch über industrielle Zusammenarbeit sollen die Pläne erstmals einem europäischen Partner unterbreitet werden.

Daß die Bundesrepublik nicht von Anfang an dabei ist, liegt am BMFT. Die Forschungsminister wollen lieber erst einmal abwarten, was da im einzelnen vereinbart wird. Doch grundsätzliches Interesse ist, wie die Pressestelle in Bonn betont, durchaus vorhanden. Man wolle bloß davon Abstand nehmen, nur zu sprechen und dann nicht zu handeln.

Doch diese abwartende Haltung kann, so munkelt man in der Branche, erheblichen Zeitverlust mit sich bringen. Schon jetzt arbeiten drei japanische DV-Unternehmen mit US-Gesellschaften zusammen. Noch druckfrisch ist dabei die Vereinbarung zwischen Oki Electric Industry Co. und National Semiconductor, die in der Entwicklung von MOS-Chips allgemein und in der Produktion von 64 KB-RAM gemeinsame Sache machen wollen. Zuvor schon hatte Hitachi Ltd. mit Hewlett-Packard ein Abkommen über die Produktion von 64 KBit dynamischen Schreib-/Lesespeichern vereinbart. Toshiba Corp. hat mit Zilog Inc. ein ähnliches Übereinkommen abgeschlossen.

Damit nicht genug, die Japaner wollen auch mit den Europäern auf dem Gebiet der DV-Bauelemente zusammenarbeiten. Auf Einladung der EG-Kommission werden sich deshalb Spitzenvertreter der führenden Elektronikfirmen Europas und Japans am 21. Oktober in Brüssel zu Gesprächen treffen.

Offensichtlich gibt sich das japanische Institut für internationale Zusammenarbeit mit dem von der Sanwa Bank prognostizierten jährlichen Wachstum von mehr als 20 Prozent nicht zufrieden. Die Bank schätzt das Marktvolumen, das 1980 umgerechnet 2,5 Milliarden Dollar betrug, für 1990 auf knapp 20 Milliarden Dollar.

Doch zunächst planen die sechs großen japanischen Computerhersteller eine Exportoffensive. So sollen im Fiskaljahr 1982/83 (April bis März) die Ausfuhren gegenüber dem Vorjahr um mehr als 50 Prozent auf insgesamt zwei Milliarden Mark steigen. Dies geht aus einer Veröffentlichung einer der führenden Wirtschaftszeitungen Japans, der "Nihon Keizai Shimbun", hervor.

Im einzelnen sieht der Plan vor, daß Fujitsu die Exporte um 38 Prozent von 580 auf 800 Millionen Mark erhöht. Darin sollen in verstärktem Umfang Lieferungen von Großbritannien an Siemens enthalten sein. NEC, Hitachi und Mitsubishi Electric planen ähnliche Zuwachsraten, während die Planer von Toshiba nur mit einem Plus von vier Prozent rechnen. Die prozentual größte Steigerung erhofft sich Oki Electric mit 61 Prozent von 127 auf 204 Millionen Mark.

Unklar im Zusammenhang mit dem Announcement der 6600-Rechner erscheint zunächst die Vorstellung der NAS-Serie 6100 im April dieses Jahres. Die Leistung beider Modellreihen überlappt sich zum Teil und könnte nach Ansicht von PCM-Beobachtern zu einer Konfliktsituation innerhalb des NAS-Vertriebs führen. Während die preisgünstigeren 6600-Prozessoren im eigenen Hause gefertigt werden, kommen die 6100-Maschinen vom japanischen OEM-Partner Hitachi. NAS-Manager Burba sieht in dieser Produktparallelität keineswegs eine Konkurrenzsituation der einzelnen Modelle, sondern begründet diese Zweigleisigkeit mit einer größeren Anwenderflexibilität. Der User solle die Möglichkeit haben, zwischen Nippon- und US-MAschinen zu wählen. Zudem käme es darauf an, die eigene Produktion auszulasten.

Nach der Ankündigung der Systeme AS/9060 und AS/9080 im Mai dieses Jahres will NAS jetzt mit drei weiteren Modellen der Rechnerfamilie 9000 die IBM-Maschinen 3083 B und J sowie 3083 K angehen. Der sieben Mips starke Monoprozessor 9040 bietet nach Aussagen der Frankfurter die 2- bis 2,4-fache Leistung einer AS/7000 und ist im Feld zu einer AS/9050 aufrüstbar. Das Einstiegsmodell sei ab dem ersten Quartal 1983 verfügbar und koste mit acht Megabytes und acht Kanälen rund vier Millionen Mark.

Das Folgemodell 9050 liefere die 1,2- bis 1,3fache Leistung des Systems 9040. Aufrüstbarkeit bestehe sowohl zur 9060 als auch zum Doppelprozessor 9070. Die 9050 erreiche eine Leistung von 8,56 Mips. Kaufpreis für ein System mit 16 Megabytes und 16 Kanälen: etwa 5,5 Millionen Mark.

Die sich in der Größenordnung eines IBM-Modells 3081 K bewegende 15-Mips-Maschine 9070 liege 1,7- bis 1,9mal über der Rechnerkapazität der 9050. Für den noch vor Jahresende verfügbaren Prozessorkomplex muß der Anwender etwa neun Millionen Mark hinblättern ( 16 MB, 16 Kanäle).

Alle drei neuen 9000-Modelle sind bis 32 Megabytes Hauptspeicherplatz aufrüstbar, in Acht-Megabytes-Schritten bei den Systemen 9040 und 9050 sowie in 16-Megabytes-Schritten bei der 9070. Kanalerweiterungen können in Stufen von je acht Channels bis zur maximalen Größe von 24 bei den beiden kleineren Maschinen und bis 32 bei der 9070 vollzogen werden.

Über den Programmkomplex "Extended Architecture" (XA) äußert sich National Advanced noch zurückhaltend. Mit den Zusatzeinrichtungen "Extended Adressing" und "MVS/SP Assist (3033 EF) garantiert das Unternehmen zwar volle XA-Kompatibilität "geplant" jedoch erst für das erste Quartal 1984. Die IBM Deutschland GmbH will indes mit der XA-Auslieferung bereits im März nächsten Jahres beginnen. Bis Ende 1983, so ist aus der europäischen IBM-Zentrale in Paris zu vernehmen, soll es bereits vierzig XA-Installationen in West-Europa geben. Was das eigene XA-Können betrifft, beugt NAS vor: "Zeitliche Verschiebungen der von IBM angekündigten relevanten (XA-)Produkte und Dokumentationen würden die NAS-Planungen beeinflussen." (Siehe auch Kolumne, Seite 17.) Die "Zusatzeinrichtung" Extended Architecture werde als im Feld installierbare Option verfügbar sein.