Gesundheitliche Überprüfung vereinfacht

Expertensystem erleichtert Rückversicherung die Arbeit

10.07.1992

Für die Anbieter von Lebensversicherungen ist die medizinische Prüfung von Anträgen ein aufwendiger Arbeitsgang. Wie man hier für Entlastung sorgen kann, zeigt die Münchner Frankona Rückversicherungs AG.

Das Expertensystem, das mit Hilfe einer Entwicklungsumgebung der Münchner Experteam GmbH erstellt wurde, ist in die Teilsysteme "Steuerung", "Diagnoseerfassung" und "Gruppenbewertungen" untergliedert. Es besteht aus über 80 Modulen. Anwender erzielen nach Angaben des Frankona-Prokuristen Uwe Splett vor allem bei der systemtechnischen Abbildung der sogenannten Organverknüpfungen gute Ergebnisse.

Organverknüpfungen vermitteln ein Bild vom allgemeinen Gesundheitszustand eines Antragstellers und sind somit die Grundlage für korrektes "Tarifieren". Die für Expertensysteme typische inkrementelle Systementwicklung hat es laut Splett erlaubt, sämtliche Organverknüpfungen sukzessive und ohne aufwendige theoretische Systementwürfe in das System zu integrieren.

Schätzungsweise 95 Prozent aller Anträge, bei denen Krankheitsangaben vorhanden sind, können nach Angaben der Frankona mit der Software tarifiert werden. Das System berücksichtigt verschiedene Kombinationen von Krankheiten, und zwar aufgrund definierter Regeln.

Die Wissensbasis enthält über 400 Diagnosen zuzüglich ihrer Synonyme, differenziert nach Schweregrad, Häufigkeit, Dauer etc. und aufgeteilt auf Organgruppen (Sinnesorgane, Bewegungsapparat, Herz/Kreislauf, Psyche etc.). Das Instrumentarium besteht aus mehreren 1000 Regeln, mit deren Hilfe der Sachbearbeiter schrittweise zu einem individuellen Tarifierungsvorschlag kommt.

Nach dem Start des Tarifierungslaufs ruft das System diejenigen Diagnosen, die eventuell zur ungünstigsten Tarifierung führen könnten, als erste zur Bearbeitung auf und stellt auf die Versicherungsart abgestimmte Detailfragen. Die Weiterleitung schwieriger Anträge an den Rückversicherer Frankona ist seit der Pilotinstallation um 35 Prozent reduziert worden.

*Jochen Ewe ist freier Journalist in Flintsbach am Inn.