Auch Macintosh-User stellen großes Marktpotential dar:

Experten, sehen Preissturz bei E-Mail voraus

28.07.1989

FRAMINGHAM (IDG) - Die Preise für E-Mail-Software werden bis 1992 deutlich fallen. Diese Prognose wagen die Marktforscher der International Data Corporation (IDC) in einer Studie mit dem Titel "Der weltweite PC LAN-Markt für Electronic Mail: 1987 bis 1992".

Wie bei Marktanalysen üblich, wurde auch in dieser Studie das Zahlenspiel kräftig betrieben. Fazit: Unter dem Strich ermittelte die IDC Werte, die den Anwender optimistisch stimmen dürften. So sagen die Marktforscher bis 1992 einen Preisverfall der E-Mail-Software für PC-LANs um 38 Prozent voraus. Im Durchschnitt werde der Preis pro E-Mail-Paket, so die Studie, von 739 Dollar auf 458 Dollar sinken.

Ursache für den Preissturz ist laut Lee Doyle, dem Projektleiter der E-Mail-Studie, die wachsende Nachfrage nach elektronischer Post am Arbeitsplatz. Auch hier hat die Analyse Zahlen ergeben, die eindrucksvoll für sich sprechen. Der Absatz von E-Mail-Produkten wird dem Report zufolge weltweit von 457 000 Einheiten (1987) auf nahezu 2,6 Millionen (1992) ansteigen. Daraus ziehen die Strategen den Schluß: Je mehr E-Mail zum Alltag des Berufslebens gehört und je höher die Absatzzahlen steigen, desto billiger wird die Software werden. Außerdem werden die Käufer, so spekuliert IDC, auf das Preisgeschehen Einfluß nehmen, Dazu Doyle: "Die Anwender sind auf Dauer nicht bereit für E-Mail-Software mehr zu bezahlen als für ihr Betriebssystem."

Für die Theorie des Preissturzes spricht auch, daß nach Schätzungen der IDC der Markt für "LAN-Post" von 1987 bis 1992 um 63 Prozent wachsen wird. Die große Konkurrenz wird, so vermuten die Forscher, den Markt zusätzlich beleben und sich auf den Geldbeutel des Kunden positiv auswirken. Trotz des Wettbewerbs unter den Produzenten rechnen die Experten mit einer Umsatzsteigerung von 12,7 Millionen Dollar (1987) auf 91,4 Millionen Dollar (1992).

Mit dem PC-LAN gleich die E-Mail-Lösung mitgekauft

Die Zahl der E-Mail-Implementationen in PC-LANs wird nach Ansicht von IDC außerdem in die Höhe schnellen, weil die Nachfrage nach neuen PC-LANs noch längst nicht gesättigt ist. Käufer, die heute ein PC-LAN installieren lassen, kaufen die E-Mail-Lösung häufig gleich mit. Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß sich die Studie der IDC ausschließlich auf unabhängige, nicht an spezifische Betriebssysteme bestimmter Hersteller gebundene Produkte bezieht. Selbständige Systeme hatten 1987 bei PC-LANs nur einen Anteil von sechs Prozent inne, der aber laut IDC bis 1992 auf 22 Prozent klettern wird.

Bei den Herstellern der unabhängigen Produkte ist 3Com der Spitzenreiter. Das Unternehmen vertrieb 1988 nicht nur die meisten Lizenzen seines E-Mail-Produkts 3 + Mail

(5000), sondern installierte auch noch die meisten Mailboxen (130 000). Das entspricht einem Marktanteil von 15 beziehungsweise 19 Prozent. An zweiter Stelle folgt Banyan Systems, das 1875 Einheiten seiner Software und 113 000 Mailboxen an den Mann brachte. Noch vor Banyan lagen in puncto verkaufter Lizenzen die CE Software Inc. (4000), die Consumer Software Inc (3500) sowie die cc:Mail Inc (3250), alle aber mit deutlich weniger installierten Mailbox-Systemen.

Ein besonders großes Wachstum erwartet die IDC-Studie für die beiden Macintosh E-Mail-Softwareprodukte "Quickmail" und "Tops Inbox" und bei Macintosh-Usern Oberhaupt. Da heute rund zwei Drittel aller Macintosh-Rechner nicht unter einem Netzwerk-Betriebssystem laufen, ein solches für E-Mail-Anwendungen aber Voraussetzung ist, sehen die Marktforscher in dieser Gruppe ein großes E-Mail-Potential für die Zukunft. Der Trend weise nämlich, so Doyle, bei Macintosh-Usern zunehmend in Richtung Vernetzung.

Nach soviel Zahlenspiel fallen für den E-Mail-Interessenten im IDC-Report auch noch ein paar praktisch Tips ab. So rät die Studie dem Anwender, bei der Wahl seiner E-Mail-Applikationen genau auf seine individuellen Bedürfnisse zu achten. Die Mehrheit der LANs komme, so der Report, mit einfachen, leicht zu handhabenden E-Mail-Systemen aus. Wer bei der elektronischen Post auf die WAN-Ebene hinaus wolle, der solle darauf schauen, daß das E-Mail-Paket so komplexe Funktionen wie Terminplanung für Gruppen oder Gateways zu E-Mail-Systemen, die auf Minis basieren (All-in-1/DEC, Wang Office/Wang, Professional Office System/IBM, X.400) beinhalte.