Experte: Schutz durch Antiviren-Tools oft unzureichend

29.11.2005
Viele neue Schädlinge, häufige Updates sowie Performance- und Kompatibilitätsprobleme plagen die Hersteller.

Der russische Sicherheitsspezialist Eugene Kaspersky, Leiter des auf Antivirenforschung spezialisierten Kaspersky Lab, warnt Anwender vor allzu großem Vertrauen in Antivirusprodukte: Die meisten "garantieren nicht einmal eine 90-prozentige Abwehr", bringt er auf der Internet-Seite "Viruslist.com" das "Hauptproblem der Antivirenunternehmen" auf den Punkt. Gleich mehrere Gründe seien hierfür verantwortlich.

Hierzu zählt vor allem die nicht enden wollende Flut immer neuer Viren. Das Kaspersky Lab erreichten täglich 200 bis 300 neue Samples, viele Hersteller von Abwehr-Tools seien schlicht nicht in der Lage, damit Schritt zu halten. Manche Anbieter kämen mit den Updates nicht nach: "Leider sind längst nicht alle ausreichend schnell", erklärt Kaspersky, weswegen die neuen Versionen der Virensignaturen zu spät bei den Anwendern ankämen.

Schnelle Scanner sind löchrig

Verbesserungswürdig ist aus seiner Sicht auch das Behandeln von entdecktem Schadcode. Manchmal könnten die Programme "den Bösewicht nicht erfolgreich und ohne Nebenwirkungen aus dem Verkehr ziehen". Das liege nicht zuletzt daran, dass Viren und Trojaner häufig tief ins System eindringen und sich zudem tarnen. Das Aufspüren der Schädlinge erfordere daher einige Ressourcen und reduziere die Leistung eines PC. Dieses Problem sei "nicht lösbar", so der Experte. Zwar gebe es schnelle Scanner, diese seien jedoch "sehr löchrig". Andererseits bedeute ein "lahmes" Antiviren-Tool aber nicht unbedingt, dass die Lösung einen ausreichenden Schutz biete.

Als weiteres Problem nennt Kaspersky die Inkompatibilität verschiedener Antivirenlösungen. Das Installieren mehrerer Scanner sei "in der Mehrheit der Fälle" technisch nicht möglich, weil sich die Programme nicht miteinander vertragen. Allerdings nimmt er die Branche auch in Schutz: Die Entwickler setzten "alles daran, dass keine Konflikte auftreten".

Überhaupt lobt der Experte in seiner Untersuchung "Die moderne Anti-Virus-Industrie und ihre Problemfelder" das Zusammenspiel der verschiedenen Antivirenspezialisten. "Ungeachtet der Marketing-Schlachten" arbeite man eng zusammen, treffe sich unter Ausschluss der Öffentlichkeit am Rande von Konferenzen zum Informationsaustausch und informiere sich gegenseitig über neu entdeckte Computerschädlinge.

Unüberschaubare Bedrohung

Das Internet ist nach Meinung von Kaspersky inzwischen derart "kriminalisiert", dass die illegalen Cyber-Aktivitäten sich kaum mehr überschauen ließen. Nach Einschätzung des Spezialisten sind im Untergrund "Dutzende, wenn nicht gar Hunderte von Hacker-Gruppierungen" aktiv. Obwohl international mehrere Dutzend Hacker verhaftet worden sind, sei die Anzahl neuer Viren und Trojaner nicht zurückgegangen. (ave)