AOL: Jobangebote in zahlreichen Fachbereichen

Expansion bringt neue Chancen für Einsteiger

03.11.2000
Von VON Holger
Wie alle Unternehmen der boomenden Internet-Branche ist auch der Online-Dienst AOL ständig auf der Suche nach qualifiziertem Nachwuchs. Auf dem leergefegten Arbeitsmarkt für Akademiker sind besonders die Hochschulabsolventen mit betriebswirtschaftlichen Kenntnissen und IT-Qualifikationen heiß umworben.

Bei der Suche nach neuen Mitarbeitern setzt der weltgrößte Online-Dienst auf die attraktiven Standorte Hamburg und München sowie auf Fortbildungsmaßnahmen, Betriebsrat und Arbeitszeitregelung. Trotzdem hat die Personalabteilung Schwierigkeiten, dem wachsenden Bedarf gerecht zu werden: "Weil wir ständig expandieren, haben wir regelmäßig offene Positionen zu besetzen - zur Zeit sind es etwa 85", erläutert Personalchefin Ursula Volking.

Die Jobofferten reichen von Teilzeitarbeitsplätzen für Studenten über Büro- und Organisationstätigkeiten bis hin zu Angeboten für Akademiker unterschiedlichster Couleur: Wissenschafts- und Nachrichtenredakteure mit journalistischer Ausbildung oder geisteswissenschaftlichem Studium, Controller mit Abschluss in Betriebswirtschaft, PR-Referenten für die Unternehmenskommunikation und Juristen für das Legal Department bis hin zu Informatikern und Ingenieuren, die als C++ und Perl-Programmierer, Unix-Systemoperatoren, Netzwerkexperten, Webmaster oder System- und Datenbank-Administratoren arbeiten.

In der Hamburger AOL-Zentrale, die am Ende der Reeperbahn in unmittelbarer Nachbarschaft der so genannten Hamburger Medienmeile liegt, sind 350 Mitarbeiter beschäftigt. In München kümmern sich etwa 100 Mitarbeiter um Pflege und Ausbau der Compuserve-Angebote.

Initiativbewerbungen gibt es nur wenige: "Die meisten Leute bewerben sich direkt auf die hier ausgeschriebenen Stellen - wir freuen uns aber auch über Bewerber, die nicht exakt das Raster einer Stellenbeschreibung erfüllen - wenn sie ansonsten gefragte Qualifikationen mitbringen." Im IT-Bereich sind das besonders Diplom- und Wirtschaftsinformatiker, aber auch Mathematiker und Physiker mit Programmiererfahrung und fundierten IT-Kenntnissen. Bei dem Online-Dienst gibt es einen weiteren Schwerpunkt im Bereich der Telekommunikation: Wer spezielle Kenntnisse auf diesem Gebiet mitbringt, wie etwa Elektroingenieure mit den Schwerpunkten Nachrichtentechnik oder Fachhochschulabsolventen vergleichbarer Studiengänge, hat gute Aussichten auf eine Anstellung.

Englischkurse in Amerika

Eine fachliche Ausbildung allein ebnet jedoch noch nicht den Weg in eine Position beim Online-Dienst. Hinzukommen müssen die überall gefragten Sekundärtugenden wie Team- und Kommunikationsfähigkeit, Engagement und Belastbarkeit sowie Eigeninitiative und selbstverantwortliches Handeln. Bei einem international agierenden Unternehmen mit Hauptsitz in den Vereinigten Staaten ist ein zumindest ausbaufähiges Englisch für fast alle Tätigkeiten unabdingbare Voraussetzung. "Bei den IT-Experten ist das meist kein Problem, weil sie an den Umgang mit englischsprachiger Fachliteratur gewohnt sind", hat die Personalchefin beobachtet. Wer sich noch nicht so fit mit der englischen Sprache fühlt, kann an kostenlosen Seminaren teilnehmen, "und beim ersten Seminar in Amerika machen die Leute auch beim Englisch einen gewaltigen Sprung nach vorn."

Wegen der vielfältigen Anforderungen ist die Examensnote nicht das alles entscheidende Kriterium - sondern nur eines unter vielen. Auch Bewerber ohne Prädikatsexamen sind deshalb keineswegs chancenlos. Allerdings sollte sich aus Examensnote, Studiendauer, Berufserfahrung, Praktika und speziellen Qualifikationen ein positiver Gesamteindruck ergeben: "Vor allen Dingen erwarten wir von einem Bewerber, dass er sich darüber klar ist, wo er seine Schwerpunkte setzt und in welche Richtung er gehen will", macht Personalexpertin Volking klar. Als Eintrittskarte für ein Vorstellungsgespräch ist deshalb ein ordentliches Anschreiben, aus dem Vorstellungen und Zielsetzungen klar hervorgehen, ebenso wichtig wie der lückenlose Lebenslauf - wobei beides per E-Mail genauso willkommen ist wie auf dem Postweg.

Das Einstiegsgehalt orientiert sich eher am oberen Rand der branchenüblichen 60 bis 85 000 Mark für Hochschulabsolventen. Bei besonders interessanter Qualifikation oder speziellen Erfahrungen aus Berufspraxis, Praktikum oder Diplomarbeit kann es im Einzelfall auch höher liegen. Zudem bekommen Berufseinsteiger auch Aktienoptionen.

Die Arbeitszeiten heben sich deutlich ab von den schon fast sprichwörtlichen 70-Stunden-Wochen, die bei Internet-Startups meist zum Arbeitsalltag gehören. Mit guten Sozialleistungen, Betriebsrat und Arbeitszeitregelung ist AOL den Kinderschuhen der digitalen Medienwelt entwachsen und gilt nach deren Maßstäben längst als etabliertes Unternehmen. Die Arbeitsbedingungen sind deshalb auch für den akzeptabel, der zwar Engagement und Enthusiasmus mitbringt, aber auf ein Privatleben neben der beruflichen Existenz nicht gänzlich verzichten möchte. Die Bereitschaft zu gelegentlichen Überstunden in heißen Projektphasen gilt allerdings auch bei AOL als selbstverständlich.

Gelegentliche Reisen nach München oder ins europäische Ausland gehören - je nach Ausprägung des Jobs - ebenso dazu wie sporadische Seminare in den USA. "Aber es gibt bei uns nur wenige Jobs, die eine regelmäßige Reisetätigkeit erfordern", schränkt Volking ein.

Standort Hamburg lockt

Konstanze Wulf hat ihre bisherigen zwei Reisen zu Seminaren in der Konzernzentrale in den USA in positiver Erinnerung. Die 27-jährige Diplom-Mathematikerin, die nach Abschluss ihres Studiums an der Universität Augsburg erst im November 1999 bei AOL in Hamburg angefangen hat, leitet heute ein kleines Team von sechs Programmierern, das sich mit Datenauswertung beschäftigt. Sie hatte sich für eine Tätigkeit im Bereich Netzwerkstatistik beworben. Von Projektleitung war damals allerdings nicht die Rede - "da bin ich dann ziemlich schnell hineingewachsen", berichtet die Statistik-Expertin.

Als Mathematikerin mit IT- und Programmierkenntnissen undeinem Praktikum bei Siemens konnte sie sich ihren Arbeitgeber aussuchen - Angebote gab es genug; für AOL hat sie sich entschieden, "weil mich schon beim Vorstellungsgespräch die lockere und angenehme Atmosphäre überzeugt hat". Auch der Standort Hamburg spielte bei der Entscheidung eine Rolle, ebenso wie das Gehalt - das allerdings nur in zweiter Linie. "Ich hätte für einen spannenden Job, bei dem ich noch etwas Interessantes lernen kann, eher beim Gehalt Abstriche gemacht - und ich wollte am liebsten nach Berlin oder Hamburg."

Wulf hat ihre Entscheidung für AOL bisher nicht bereut. In Hamburg fühlt sie sich wohl, ihr Aufgabenbereich und die Arbeitsatmosphäre machen ihr Spaß. Am Arbeitsplatz und auf Seminaren haben sich auch ihre Erwartungen in Hinblick auf eine qualifizierte Fortbildung erfüllt.

*Holger Eriksdotter ist freier Journalist in Hamburg.