Japanische Anbieter konnten noch nicht Fuß fassen:

Expansion bei Supercomputern in USA

17.05.1985

NEW YORK (vwd) - Mit dem Verkauf und der Inbetriebnahme von rund 45 Supercomputern dürfte in diesem Jahr in den USA der Durchbruch auf diesem Gebiet gelingen.

Nachdem alle drei großen US-Kfz-Hersteller ihre Entwurfsabteilungen in jüngster Zeit mit Supercomputern ausgestattet haben, treten jetzt auch Unternehmen aus anderen Industriezweigen wie der Luft- und Raumfahrt, dem Erdölbereich, der Chemie und sogar der Filmproduktion als Käufer auf. Fachleute sind daher der Ansicht, daß neue Unternehmen in diesem bislang nur aus drei US-Herstellern - Cray Research, Eta Systems (Control Data) und Amdahl (zu 49 Prozent im Besitz der japanischen Fujitsu Ltd.) - bestehenden Industriezweigen einsteigen werden und sich der Wettbewerb damit verstärken wird.

Zu den in Frage kommenden neue n Unternehmen zählen Branchenneulinge wie die Convex Computer Corp. und die Scientific Computer Systems mit ihren sogenannten Baby-Supercomputern. Denelcor mit seinem flexiblen Blockbausystem gehört ebenfalls zu dieser Gruppe. Die anderen Wettbewerber sind die bekannten japanischen Elektronik-Giganten Fujitsu, Hitachi und NEC, IBM, bisher noch ohne eigene Supercomputerproduktion, arbeitet dem Vernehmen nach an sogenannten superschnellen Parallelsystemen, die von der Mehrzahl der Techniker gegenwärtig als die interessanteste Bauweise bezeichnet wird. Bei Preisen von 5 bis 20 Millionen Dollar pro Gerät prognostizieren Experten bis 1990, nach Angaben des Wirtschaftsmagazins "Fortune", Umsätze in den USA von über einer Milliarde Dollar gegenüber gegenwärtig rund 260 Millionen Dollar.

Branchenführer ist nach wie vor das Unternehmen Cray Research, dessen erster Supercomputer 1976 vorgestellt wurde und das bis dato 50 seiner nachfolgenden X-MP-Geräte zu 20 Millionen Dollar das Stück verkaufen konnte. In diesem Jahr soll ein noch schnellerer Supercomputer, Cray 2, herauskommen, und für 1987 wird ein mit Gallium-Arsenid-Chips bestücktes neues Gerät, Cray 3, erwartet. Dieses soll dann fünf- bis zehnmal so schnell sein als Cray 2. Insgesamt dürfte Cray Research 1985 an die 38 Supercomputer verkaufen gegenüber 23 Geräten 1984. Für rund 90 weitere bestehen gute Verkaufschancen. Das neue Chipmaterial wird noch nicht von Cray Research selbst hergestellt, sondern von Gigabit Logic bezogen.

Bislang ohne Erfolg

Dem Vernehmen nach haben die japanischen Anbieter bisher noch nicht auf dem US-Supercomputer-Markt Fuß fassen können. Hitachi hat noch keine Einführung geplant. Fujitsu hingegen bemüht sich aggressiv um Aufträge, jedoch bislang ohne Erfolg. Dem Vernehmen nach stehen der Markteinführung politische Hemmnisse auf US-amerikanischer Seite entgegen, die ihre Ursache im Autarkiebestreben militärischer Stellen haben sollen. Das kürzlich eingerichtete Programm zur Bildung von vier Supercomputer-Forschungszentren mit einem Beitrag der staatlichen National Science Foundation von 200 Millionen Dollar steht nach Ansicht von Beobachtern nicht zuletzt damit in Zusammenhang.

Für den Einsatz im kommerziellen Bereich, so die "New York Times", wird hingegen angenommen, daß japanische Anbieter in Kürze mit sowohl technisch als auch preislich attraktiven Supercomputern aufwarten werden. Cray Research sieht die größte Konkurrenz jedoch weder von Japan noch von IBM kommen sondern von wagemutigen kleinen Erfindern in den USA selbst.