Robert Enslin hat einen neuen Job

Ex-SAP-Vorstand wechselt zu Google

18.04.2019
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Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Der erst vor wenigen Wochen überraschend zurückgetretene SAP-Vorstand Robert Enslin hat einen neuen Arbeitgeber. Als President des Bereichs Global Customer Operations soll er Googles Cloud-Business voranbringen.

Der bei SAP Anfang April überraschend ausgeschiedene Cloud-Vorstand Robert Enslin wechselt zu Google. Dort soll er die Position als President der Google Cloud Global Customer Operations übernehmen. Enslin wird damit Nachfolger von Paul-Henri Ferrand, der andere Aufgaben innerhalb der Google-Mutter Alphabet übernehmen soll, teilte der US-Konzern mit. Bereits am 22. April werde der Ex-SAP-Vorstand seinen neuen Job bei Google antreten, hieß es.

Der ehemalige SAP-Cloud-Vorstand Robert Enslin wird künftig bei Google arbeiten.
Der ehemalige SAP-Cloud-Vorstand Robert Enslin wird künftig bei Google arbeiten.
Foto: SAP

Für SAP war es bereits der zweite Vorstand binnen weniger Wochen, der den Badenern den Rücken kehrt. Erst Ende Februar hatte sich der ehemalige Technikchef Bernd Leukert mit dem Aufsichtsrat auf sein sofortiges Ausscheiden aus dem Unternehmen verständigt.

Enslin verantwortete zuletzt als President die Cloud Business Group von SAP. Der Manager, der seit 1992 bei SAP arbeitete, gehörte dem SAP-Vorstand als Präsident der Vertriebsorganisation seit 2014 an. Enslin verlasse das Unternehmen nach einer langen und erfolgreichen Karriere, so die offizielle Lesart der Walldorfer. "Wir sind Robert Enslin sehr dankbar für den entscheidenden Beitrag, den er zur Entwicklung von SAP geleistet hat", lässt sich Hasso Plattner, der Vorsitzende des SAP-Aufsichtsrats, zitieren. Der Vorstandsvorsitzende Bill McDermott gratulierte Enslin zu seiner "außergewöhnlichen SAP-Karriere". "Er wird auch in seiner neuen Funktion immer ein Fürsprecher für SAP sein, für mich persönlich bleibt er ein Freund."

McDermott: "Neues zu planen, ist völlig normal"

McDermott widersprach zuletzt Spekulationen, in der Führungsriege SAPs würde es kriseln. Trotz der beiden prominenten Abgänge in kurzer Zeit sei der Vorstand gut aufgestellt. "Es gibt und gab keine Probleme im Vorstand", sagte der Manager der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" vor kurzem. "Wenn zwei Vorstände, die zusammen fünfzig Jahre für SAP gearbeitet haben, nach langer Zeit etwas Neues planen, dann ist das völlig normal." McDermott bekräftigte seine Absicht, den Börsenwert von SAP bis 2023 auf 250 bis 300 Milliarden Euro steigern zu wollen. Derzeit liegt der Marktwert aller SAP-Aktien bei gut 122 Milliarden Euro.

Für SAP-Chef Bill McDermott ist es völlig normal, wenn sich langgediente Manager eine neue Herausforderung suchen.
Für SAP-Chef Bill McDermott ist es völlig normal, wenn sich langgediente Manager eine neue Herausforderung suchen.
Foto: SAP

Mit Enslin gewinnt Google einen weiteren erfahrenen Manager für sein Cloud-Geschäft. Anfang 2019 hatte der langjährige Oracle-Manager Thomas Kurian die Verantwortung für das Cloud-Business von Google übernommen. Die bisherige Cloud-Chefin Diane Greene zog sich in den Verwaltungsrat zurück. Kurian ist angetreten, das Enterprise-Business von Google neu aufzustellen, professionellere Vertriebsstrukturen zu schaffen und dabei die Cloud-Geschäfte breiter aufzustellen. Der Manager hatte am 5. September 2018 überraschend eine "Auszeit" bei Oracle angekündigt, nachdem er sich einem Bericht von "Bloomberg" zufolge mit Konzerngründer Larry Ellison (74) über den Kurs der Software-Company gestritten haben soll.

Thomas Kurian, Ex-Oracle-Manager und seit Anfang 2019 CEO Google Cloud, ist der neue Boss von Ex-SAP-Mann Robert Enslin.
Thomas Kurian, Ex-Oracle-Manager und seit Anfang 2019 CEO Google Cloud, ist der neue Boss von Ex-SAP-Mann Robert Enslin.
Foto: google

Erste Details, wie Google künftiges Cloud-Business aussehen könnte, verriet Kurian vor kurzem auf der Google-Konferenz "Next 19". Dort stellte er einen Marktplatz für Open-Source-Lösungen von Drittanbietern vor und präsentierte mit "Anthos" eine weiterentwickelte Plattform für Multicloud-Umgebungen. Kunden wünschten sich seinen Ausführungen zufolge einen einheitlichen Cloud-Technologie-Stack, mit dem sie Anwendungen für das eigene Rechenzentrum, aber auch für die Public Clouds verschiedener Provider schreiben könnten.