250 Entlassungen und abgespecktes Angebot am unteren Ende

Everex: Sparkurs mit weniger Stellen und weniger Produkten

21.08.1992

FREMONT/MÜNCHEN (CW) - Das Verhältnis von Einnahmen zu Ausgaben verschlechtert sich überall in der PC-Branche, so auch bei der Everex Systems Inc. Vor Wochen hatten Analysten von dem High-end-Hersteller gefordert, 400 bis 500 Stellen abzubauen (vgl. CW Nr. 33 vom 14. August 1992, Seite 6); jetzt kommt Everex der Empfehlung der Finanzleute nach: 250 Jobs fallen weg. Außerdem wird die Produktpalette durchgekämmt.

Bereits im Januar 1991 hatte der Rotstift 500 Everex-Mitarbeiter ihren Broterwerb gekostet und die Ausgabenseite entlastet. Daß diese Maßnahme nicht ausreichte, führt Steve Hui, Chairman und Chief Executive Officer des kalifornischen Unternehmens, auf den sich weiter verschärfenden Preiskampf unter den PC-Herstellern zurück. Der PC-Preisverfall wird nach Schätzung von Jürgen Georg Hüniken, Geschäftsführer der Everex Systems Deutschland GmbH in Frankfurt, nicht so rapide wie bisher weitergehen. Dennoch könnten sich die Straßenpreise bis Mitte 1993 noch einmal um 20 Prozent vermindern.

Die neuerliche Schlankheitskur soll nach den Worten eines Everex-Sprechers alle Unternehmensbereiche betreffen; der Großteil mit 200 Stellen werde allerdings in der Hauptniederlassung in Fremont abgebaut. Everex Deutschland ist nach Hünikens Auskunft nicht von Stellenstreichungen betroffen. Der internationale Bereich habe sich besser entwickelt als das Geschäft der Konzernmutter, teilte der Geschäftsführer mit.

Da Everex für das vierte Quartal 1991/92 (2. August) einen Verlust erwartet, sieht man sich veranlaßt, auch auf der Produktseite einzusparen, indem man die Anzahl der Modelle aus jeder Produktreihe reduzieren will. So weit wie möglich trachtet der Hersteller danach, sich von der Fertigung von Produkten mit kleinen Gewinnspannen zu distanzieren, die man billiger einkaufen könne.

Hüniken sagte der COMPUTERWOCHE, gestrichen würden außerdem Produkte am Ende ihres technologischen Lebenszyklus, etwa die 60-MB-Streamer-Laufwerke. Auch PCs mit auf 25 Megahertz getakteter 386-CPU sowie solche mit dem 386SX und dem 486SX-Prozessor haben nach seiner Mitteilung keine Zukunft. Das Modem-Programm werde von derzeit 35 Modellen auf rund 20 Modelle zusammengestrichen.

Der Fokus soll künftig, so Präsident Hal Clark, auf Produkten wie den fehlertoleranten Step-Fileservern -und auf Multiprozessor-Systemen liegen, mit denen man betriebswirtschaftlich interessante Margen zu realisieren hofft und "schnell in den Gewinnbereich zurückkehren" will. Eine Zeitvorgabe für die finanzielle Gesundung machte der Everex-Präsident jedoch nicht.

Hüniken betonte, der Hersteller sei nicht "existentiell bedroht". Clark zufolge verfügt das Unternehmen über Kreditlinien im Wert von 72,5 Millionen Dollar.