Everest steht Microsoft nicht im Weg SCOs Windows-Kurs laesst keine eindeutige Strategie erkennen

16.09.1994

SANTA CRUZ (IDG) - Der fuer Mitte 1995 angekuendigte SCO-Unix- Nachfolger "Everest" bietet bislang noch keinen Hinweis darauf, dass sich die Systemsoftware technisch am derzeit aktuellen SVR4- Unix orientieren wird. Statt dessen setzt der Hersteller auf weitgehende Integrationsmoeglichkeiten fuer Windows. Wie sich SCO bei ihrem Microsoft-freundlichen Kurs vom Mitbewerber Windows NT abgrenzen will, bleibt allerdings fraglich.

Mit 62 Prozent Marktanteil im Bereich der Unix-Server auf Intel- Basis und 153000 verkauften Kopien im vergangenen Jahr verfuegt SCO sicher ueber ein dickes Polster, auch wenn 1993 noch von 75 Prozent die Rede war. Konkurrenten wie Sun (17 Prozent) oder IBM und HP (jeweils sechs bis acht Prozent) folgen erst mit grossem Abstand. Das neue SCO-Release Everest soll den Rueckgang der Marktanteile bremsen. Es bietet Verbesserungen vor allem am File-System, enthaelt grafische Administrations-Tools und unterstuetzt die RAID- Sicherheitsstufen 0, 1 und 5. Bezueglich der weiteren Features betont SCO-Chef Doug Michels die Integration zahlreicher Standards einschliesslich Microsofts OLE.

Positioniert wird Everest als

Alternative fuer unzufriedene Anwender von Windows sowie anderen Unix-Varianten. Besonders mit dem Einzug von Windows-Desktops in die Unternehmen sei die Anzahl der installierten Applikationen nicht mehr zu kontrollieren - eine Situation, die laut SCO- Marketing-Leiter Mike Shelton dagegen unter Unix beherrscht wird. Dabei haelt sich der nach aussen erkennbare Wettbewerb mit Microsoft in engen Grenzen. Tatsaechlich wirkt das Verhaeltnis beider Firmen - Microsoft ist zu zwoelf Prozent an SCO beteiligt - gespalten. SCOs Vice-President und Europa-Manager Bernard Hulme: "Es handelt sich um eine aussergewoehnliche Beziehung. Waehrend wir auf Server-Ebene gegen NT antreten, bestaetigt uns Microsoft eine Windows- freundliche Produktstrategie."

Ein anderes Problem von SCO sehen US-Analysten im kraftlosen Marketing und im vergleichsweise geringen Bekanntheitsgrad der Firma bei Endanwendern. Der exklusive Kundengang via Systemintegratoren anderer Hersteller, VARs und OEMs lasse das Unternehmen in den Hintergrund treten und erscheine nicht geeignet, NT- und Netware-User auf die Unix-Plattform zu locken. Die britische SCO-User-Group kann das bestaetigen. Zu den ersten offiziellen Verlautbarungen der im vergangenen Juli von den 40 groessten UK-Anwendern gegruendeten Initiative gehoerte, dass SCO der Kontakt zur installierten Basis fehle.