Europaweite Geraetezulassung im Mobilfunk Deutsche TK-Industrie will die Mobilkommunikation forcieren

14.01.1994

BONN (CW) - 24 fuehrende deutsche TK-Unternehmen - darunter Branchengroessen wie Alcatel SEL, Deutsche Bundespost Telekom, Philips und Siemens - sowie Verbaende und Behoerden haben sich unter Federfuehrung des Bundesministeriums fuer Post und Telekommunikation in einem Memorandum of Understanding fuer ein gemeinsames Vorgehen bei der Foerderung der "Persoenlichen Mobilen Kommunikation" ausgesprochen.

Die im Rahmen der Uebereinkunft vorgesehenen Aktivitaeten sollen sich auf die Schwerpunktbereiche Standardisierung, Technik und technische Regulierungsfragen konzentrieren. Dabei geht es auch um einen, wie es in einer Mitteilung des Ministeriums heisst, effektiven Beitrag zur Foerderung innovativer Entwicklungen in der Telekommunikation. Dies um so mehr, als gerade in den letzten Jahren bedeutende TK-Entwicklungen in den Praxisbetrieb ueberfuehrt wurden - so etwa die Digitalisierung von Sprach- und Datennetzen sowie der Aufbau digitaler zellularer Mobilfunk-Netze.

Insbesondere die moderne Mobilkommunikation sei, so das Ministerium, in kurzer Zeit zu einem Massenmarkt avanciert. Seit 1986 haben sich in der Bundesrepublik rund 1,3 Millionen Kunden fuer die Nutzung des Funktelefondienstes entschieden, wobei Experten davon ausgehen, dass die zunehmende Verfuegbarkeit kleiner beziehungsweise preiswerter Endgeraete den eigentlichen Boom erst noch ausloest. Prognosen sehen jedenfalls im Jahr 2000 bereits jeden dritten Telefonanschluss auf Funkbasis realisiert.

Neben den derzeitigen Mobilfunk-Netzen D1 und D2, dem im Aufbau befindlichen E1-Netz sowie der Durchsetzung des DECT-Standards wird vor allem auch dem Bereich der persoenlichen mobilen Kommunikation eine wesentliche Katalysatorfunktion zugeschrieben. Darunter versteht man laut Definition des Ministeriums zugangsunabhaengige intelligente Netzfunktionen, die eine personenbezogene Dienstenutzung und damit netzuebergreifende Mobilitaet der Anwender ermoeglichen. Dies erfordere eine verteilte, datenbankgestuetzte Netzintelligenz, die die traditionellen Grenzen von Mobil- und Festnetzen aufhebt.

Schon heute wird, wie die bundesdeutschen TK-Waechter in die Zukunft blicken, in den Standardisierungsgremien mit Hochdruck an entsprechenden Projekten gearbeitet: so zum Beispiel am Universal Mobile Telecommunication System (UMTS), der Universal Personal Telecommunication (UPT) sowie dem Intelligent Network (IN) - alles Loesungen, die auf eine Evolution in Richtung eines weltumspannenden personenbezogenen mobilen TK-Netzes hindeuten. Eine interessante Frage duerfte dabei nach Ansicht von Experten sein, ob sich der Zugang zu den verschiedenen Netzen ueber eine einheitliche Funk-Schnittstelle durchsetzen laesst und ob eine weltweit einsetzbare persoenliche intelligente Netzkarte (Smart Card) die kuenftigen Anwenderbeduerfnisse ausreichend erfuellt.

Bereits seit 1. Januar 1994 ist durch das Inkrafttreten der ersten "Gemeinsamen Technischen Vorschriften" (Common Technical Regulations) fuer GSM-Endgeraete eine europaweite Zulassung moeglich. Die entsprechende Umsetzung ist als Verfuegung Nr. 275/1993 "Vorlaeufige Regelung zur Anwendung der Richtlinie 91/263/EWG" im Amtsblatt Nr. 26/1993 des Ministeriums veroeffentlicht. Mit der neuen Vorschrift sei, so das Ministerium, vor allem die Anwendung der in den Anhaengen III und IV der EG-Richtlinie angegebenen Konformitaetsbewertungsverfahren "Qualitaetssicherung Produktion" und "umfassende Qualitaetssicherung" gewaehrleistet - mit dem Ergebnis, dass man nun von einer Verkuerzung der Zulassungszeiten und schnelleren Praesenz deutscher Produkte auf dem europaeischen TK-Markt ausgehen koenne.