EU-Kommission plant engere Auslegung des Wettbewerbsrechts

Europas Mobilfunker schlagen Alarm

15.03.2002
BRÜSSEL (CW) - Die europäische Mobilfunkbranche wehrt sich gegen die von EU-Kommissar Mario Monti vorgeschlagene Regulierung ihrer Preise. Die Netzbetreiber fürchten um ihre Vorreiterrolle gegenüber US-amerikanischen Unternehmen.

Mobilfunknetzbetreiber aus Europa laufen gegen die Regulierungspläne der EU-Kommission Sturm. Diese plant in bestimmten Segmenten des Telecommarktes eine strengere Auslegung des EU-Wettbewerbsrechts. Der zuständige Kommissar Mario Monti will Teilmärkte benennen, in denen er wettbewerbsverzerrende und verbraucherfeindliche Praktiken vermutet, um so über die nationalen Regulierer einen besseren Zugriff auf die Unternehmen zu haben. Die Mobilfunkbranche fürchtet, dass die Regulierungsbehörden den Mobilfunkanbietern strenge Auflagen bis hin zu Preisvorgaben machen.

Besonders besorgt äußerte sich die European Telephone Network Organisation (Etno) in Brüssel. Direktor Michael Bartholomew fürchtet, die Europäer könnten im Mobilfunksektor ihren Vorsprung vor den Amerikanern verlieren. Laut "Handelsblatt" teilen in Deutschland auch Vertreter der Bonner Regulierungsbehörde diese Ängste, wollen aber angesichts der laufenden Gespräche mit der Kommission nicht offiziell dazu Stellung nehmen.

Der EU-Vorstoß zielt darauf ab, die Gebühren für Gespräche vom Festnetz in das Mobilfunknetz zu senken. Doch sei es fraglich, ob er dieses Ziel erreiche, sagen die Mobilfunkvertreter. Denn dazu müssten die Festnetzbetreiber die Senkung der Entgelte an die Endkunden weitergeben."Und das liegt nicht unbedingt in ihrem Interesse", verlautet aus dem Umfeld der Unternehmen. Schließlich sei unklar, ob vermehrtes Telefonieren die Umsatzausfälle kompensiere. (sra)