DV-Geschichte(n) von 1974 bis 1998

Europas DV-Einheit Unidata lebt nur kurz

05.02.1999

Es begann furios. Anfang 1974 stellte Unidata das System 7:720 vor, im Spätsommer folgten weitere Modelle. Die "Familie 7000" war begründet. Sie war im oberen Leistungsbereich als Konkurrenz zur Rechnerreihe /370 von IBM positioniert, zwar nicht technisch überlegen, aber etwas günstiger im Preis: 17000 bis 160000 Mark -Monatsmiete! Noch im selben Jahr kam mit der Unidata 450 ein Äquivalent zu /3 von IBM auf den Markt. Mit 24 KB RAM, zwei Platten mit 5 MB, Konsoldrucker und einem Terminal kostete es 240000 Mark bei Kauf.

Unidata war ein europäischer Zusammmenschluß gegen die Übermachtder US-Computergrößen Univac, Honeywell und vor allem IBM. 1973 hatten sich die Siemens AG, die Compagnie Internationale pour l´Informatique (CII, später Bull) und die Philips N.V.Gloeilampenfabriken zusammengetan. Heraus kam aber nicht viel mehr als ein gemeinsames Label. Die Familie 7000 stammte von Siemens, die 450 von Philips. Die französischen Partner beschwerten sich, nicht zu unrecht, über die Dominanz von Siemens. Trotz des politischen Europa-Bekenntnisses orderten die Regierungen vorzugsweise die Maschinen, die ihre nationalen Hersteller bauten.

Es kriselte früh im europäischen DV-Konzern, der - so ein CW-Spott - vor allem "preiskompatible" Geräte baue. Im Frühjahr 1975 liierte sich die CII mit dem Unidata-Gegner Honeywell, weswegen Philips im September aus dem Verbund austrat. Ende des Jahres wurde Unidata endgültig aufgelöst. Der Versuch von DV-Protektionismus auf europäischer Ebene war gescheitert.