Europäische Hersteller legten 1998 zu

Europäische Hersteller legten 1998 zu Halbleiterbranche blickt auf ein schwieriges Jahr zurück

22.01.1999
MÜNCHEN (CW/IDG) - Überkapazitäten, Preisverfall und die Asienkrise machten den Halbleiterherstellern 1998 schwer zu schaffen. Die weltweiten Umsätze gingen um 14 Prozent zurück. Gegen den Trend konnten die drei großen europäischen Hersteller ihre Einnahmen steigern. Eine Besserung im Markt für Speicherchips erwarten Experten erst in der zweiten Jahreshälfte 1999.

Nach Berichten des zur Gartner Group gehörenden Marktforschungsunternehmens Dataquest hatten 1998 sieben der elf führenden Halbleiterhersteller mit ernsten wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen. Besonders betroffen waren Unternehmen aus dem asiatischen Raum. So mußten etwa NEC, Toshiba, Samsung und Hitachi jeweils zweistellige Umsatzrückgänge hinnehmen. Der japanische Hitachi-Konzern beispielsweise meldete im September 1998 das schlechteste Geschäftsergebnis seit 50 Jahren. Den US- Anbietern Motorola und Texas Instruments erging es kaum besser (siehe Tabelle).

Der größte Halbleiterhersteller der Welt, die kalifornische Intel Corp., konnte hingegen ihre Führungsposition ausbauen und die Einnahmen um 4,3 Prozent steigern. Branchenbeobachter führen dies unter anderem darauf zurück, daß der Chipkonzern mit seinen Mikroprozessoren in geringerem Maße von dem dramatischen Preisverfall im Markt für Speicherbausteine (DRAMs = Dynamic Random Access Memory) betroffen war.

Gegen den Trend verbuchten die drei großen europäischen Chiphersteller Philips, Siemens und ST Microelectronics (vormals SGS Thomson Microelectronics) Umsatzzuwächse. Die Siemens AG schaffte mit einer Einnahmensteigerung um 12,4 Prozent den Sprung in die Top ten im Chipgeschäft. Allerdings fuhren die Münchner mit ihrer Halbleitersparte im Geschäftsjahr 1997/98 einen Verlust von 1,2 Milliarden Mark ein. Im November 1998 gab Siemens bekannt, den gesamten Bauelemente-Bereich aus dem Konzern auszugliedern. Damit einhergehend soll das Halbleitergeschäft rechtlich verselbständigt und dann als eigenständiges Unternehmen an die Börse gebracht werden (siehe CW 46/98, Seite 6).

Inzwischen sehen einige Experten im schwierigen Markt für Speicherbausteine wieder Licht am Ende des Tunnels, wenn auch erst in der zweiten Jahreshälfte. Die Analysten von Credit Suisse First Boston etwa gehen davon aus, daß Angebot und Nachfrage bis zum dritten Quartal 1999 wieder ausgeglichen sein werden. Für den gesamten Halbleitermarkt weichen die Prognosen stark voneinander ab. So geht etwa der Industrieverband Semiconductor Industry Association (SIA) für 1999 von einer weltweiten Umsatzsteigerung von 9,1 Prozent aus. Dataquest rechnet dagegen mit einer Zuwachsrate von 11,8 Prozent. Andere Prognosen liegen zum Teil deutlich unter diesen Werten.