Europäische Gemeinschaft fördert Forschung:\ Optischer Computer im Reich der Zukunft

28.03.1986

HANNOVER (CW) - An einem Computer auf optischer Basis arbeitet ein Forscherteam aus mehreren Ländern der EG. Zwar ist die Entwicklung gegenwärtig noch nicht weit über das Modell eines optischen Transistors hinausgekommen, doch gibt es bereits Vorstellungen von einem Rechner, der einmal auf dieser Basis funktionieren soll.

Als Basismaterial dienen Kristalle aus einer Zink-Selen-Legierung. Sie können auf Durchlässigkeit eines bestimmten engen Bereichs im Spektrum des Lichts gezüchtet werden. Regt man diese Kristalle durch Laserstrahlen in der Umgebung der Durchlaßwellenlänge an, so ändern sie bei einer bestimmten Intensität des Lasers schlagartig ihre Durchlaßcharakteristik, ähnlich einem Transistor, der durchschaltet. Die Umschaltung erfolgt etwa tausend- bis zehntausendmal so schnell wie bei herkömmlichen Halbleiterbauelementen. Diesen Effekt, optische Bistabilität genannt, demonstrierte eine Forschergruppe der Universität Edinburgh auf der CeBIT. Mit bisher verfügbaren Bauelementen haben die Schotten einen "buffered loop" aufgebaut. Wenn der Versuchsaufbau zur Zeit auch noch eher dem Arbeitstisch ähnelt, an dem Otto Hahn die Urankernspaltung entdeckte, als auch nur annähernd einem Computer, erwartet der Koordinator des Projekts, Professor S. D. Smith von der Universität Edinburgh, doch in zwei bis drei Jahren einen einfachen Computer-Prototyp präsentieren zu können. Ein derartiger optischer Computer böte aufgrund seines prinzipiell parallelen Aufbaus (viele aktive Bildpunkte nebeneinander Vorteile gegenüber den an zweidimensionale Topologien gebundenen elektronischen Konzepten.

An dem Projekt sind 16 Labors beteiligt, davon erhalten acht Fördermittel der EG. In Deutschland sind das Freiburger Fraunhofer-Institut beteiligt, ebenso die Universität Frankfurt und das Max-Planck-Institut für Quantenphysik in München. Einen praktisch verwertbaren Rechner von der Leistung etwa eines PC erwartet der Leiter der Koordinationsgruppe bei der EG-Generaldirektion für Forschung und Entwicklung nicht vor Ablauf von zirka 10 bis 15 Jahren. Anwendungen könnten optisches Image-Processing sein ebenso wie Anwendungen aus der Parallelverarbeitung.