Technische Agilität

Europa setzt auf Kubernetes

30.05.2017
Von 
Björn Böttcher ist Senior Analyst und Data Practice Lead bei Crisp Research mit dem Fokus auf Analytics, BI, datenbasierte Geschäftsmodelle und Künstliche Intelligenz. Mit mehr als 10 Jahren Berufserfahrung in der IT und einem wissenschaftlichen Hintergrund und Fokus stehen moderne Lösungen mit praktischem Nutzen im Fokus seiner Betrachtung.

Das Schwert des Damokles schwebt über Kubernetes

Die Frage ist, ob Kubernetes das Momentum beibehalten kann, welches aktuell herrscht. Nüchtern betrachtet ist es nur ein weiterer Baustein in der Unternehmenslandschaft. Start-ups und neue Projekte können hier sicherlich profitieren, jedoch ist immer der Anwendungsfall zu bedenken.

Auch andere spannende Technologien, wie das Serverless Computing beispielsweise, sind für bestimmte Einsatzbereiche sinnvoll. Die Frage, ob nicht weitere Silos mit neuen Technolige-Stacks geschaffen werden, konnte auf einer Paneldiskussion mit Beteiligung von Allianz, BlaBla Car, Swisscom und T-Systems nicht verneint werden.

Selbst einem jungen Unternehmen wie BlaBla Car fällt es zunehmend schwer, alles auf einen aktuellen Stand und auf einem Architektur-Stack zu halten. In der Unternehmenswelt werden sich also mehrere Technologie-Stacks etablieren. Die Zusammenarbeit von unterschiedlichen Communities ist hierbei wichtig und bereits letztes Jahr zeigte sich die OpenStack-Gemeinde dafür nicht nur offen, sondern war bereits aktiv.

Eine weitere Hürde für Kubernetes ist die Kontrolle über das Produkt. Zwar gibt es etliche Special Interest Groups (SIG), die über unterschiedliche neue Feature diskutieren und entscheiden. Deren Möglichkeit, das Kernprodukt auch schlank und clean zu halten, hatte man jedoch noch nicht realisiert. Mit neuen Features im Kernprodukt sterben jedoch Start-ups und die Komplexität erhöht sich. Dies könnte in Zukunft bedeuten, dass Kubernetes von einem größeren Projekt assimiliert wird, beispielsweise OpenStack. Dieses Jahr wird sich also herausstellen müssen, wie es mit dem Zugpferd der Cloud Native Computing Foundation weitergeht.

Backstage with Kubernetes - Chen Goldberg, Director of Engineering, Container Engine & Kubernetes, Google
Backstage with Kubernetes - Chen Goldberg, Director of Engineering, Container Engine & Kubernetes, Google
Foto: Crisp Research AG, 2017

Komplexität, Kontrolle, Entscheidungen

Die Cloud Native Computing Foundation bietet eine Reihe von Softwareprojekten, die dabei helfen können, einen modernen Stack für Applikationen im eigenen Rechenzentrum oder in der Cloud zu erzeugen. Neben Kubernetes gibt es auch andere Technologien, wie beispielsweise Mesosphere, die ähnliche Möglichkeiten bieten. Der Einsatz von Kubernetes sollte einem klaren Ziel folgen. Dies mag banal klingen wird jedoch in Zeiten, in denen technische Möglichkeiten immer verlockender werden, immer wieder gerne vergessen.

Fakt ist auch, dass Kubernetes nicht die komplette IT ablösen wird. Dies war und ist auch nicht das Ziel. Viele neue Microservice-basierte Applikationen werden auf diesem Technologie-Stack in vielen Unternehmen in Deutschland ein Zuhause finden. Einige bestehende Systeme, die mit den neuen interagieren müssen, werden neu geschrieben werden müssen und dann vermutlich auch auf den neuen Stacks lauffähig sein. Und einige Systeme werden nie die Welt von Kubernetes betreten. Entscheider sollten also eine Bestandsaufnahme der aktuellen IT-Landschaft machen und prüfen, in welchen Bereichen ein Einzug von CNCF-Technolgie-Stacks eine sinnvolle Ergänzung ist. (haf)