Nationale Alleingänge torpedieren EU-Vorgabe

Europa entwickelt sich zu einem TK-Fleckerlteppich

29.10.1999
MÜNCHEN (CW) - Trotz liberalisierter Märkte verläuft die Harmonisierung der europäischen TK-Landschaft schleppender als erwartet. Zu diesem Ergebnis kommen die Marktforscher der Yankee Group Europe in einer Untersuchung.

Knapp zwei Jahre nach der endgültigen Öffnung der europäischen TK-Märkte kommt der Wettbewerb in den einzelnen Staaten unterschiedlich voran. Während die Newcomer in Deutschland rund 35 Prozent Marktanteil bei Ferngesprächen erobern konnten, fallen die Zahlen in anderen Ländern deutlich geringer aus. In Frankreich verbuchen die neuen Carrier und Service-Provider in diesem Marktsegment lediglich zehn Prozent des Umsatzes auf sich, in Belgien sogar nur fünf Prozent.

Für die unterschiedliche Entwicklung in der Alten Welt sind nach Meinung der Analysten mehrere Ursachen verantwortlich. Zum einen die Politik, weil die Regulierung europaweit nicht einheitlich und stringent gehandhabt wird. Zum anderen regelt jede Nation die Vergabe von Lizenzen, die dafür anfallenden Gebühren sowie Interconnection-Tarife anders. Paneuropäischen Carriern werde das Leben, so die Studie, deshalb besonders schwer gemacht.

Die Analysten fällen daher ein hartes Urteil. Die europäische TK-Harmonisierung, die sich die EU neben der Liberalisierung auf die Fahnen geschrieben hatte, sei bislang auf der Strecke geblieben. Gegenüber 1997 habe sich die grenzüberschreitende Vereinheitlichung kaum verbessert.

Die Yankee Group Europe stellt in ihrer Untersuchung ferner fest, daß Netzbetreiber, die am Markt überleben wollen, künftig drei wesentliche Merkmale erfüllen müssen. Erstens benötigen sie eigene Netzinfrastruktur. Zweitens müssen sie ihre Dienste bündeln. Drittens schließlich sind umfassende Vertriebskanäle das A und O. Nur diese Parameter führen zum Erfolg, da die Preismargen ausgereizt seien und die Ex-Monopolisten gelernt hätten, auf den Wettbewerb zu reagieren.