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Euphorie bei Metabox, Ernüchterung bei Infomatec

29.11.2000

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Mit einer Ad-hoc-Meldung zu einem neuen Großauftrag will die Hildesheimer Softwareschmiede Metabox offenbar ihre Anleger beruhigen, die seit dem Skandal um den Rivalen Infomatec unsicher geworden sind. Der Mitteilung zufolge soll Metabox ab Mai 2001 mindestens 100.000 Settop-Boxen, die auf der neuen Plattform "Phoenix" basieren, nach Großbritannien liefern. Der Vertrag gelte für zunächst 12 Monate, heißt es weiter. Allerdings seien die Hildesheimer nicht befugt, den neuen Kunden zu nennen, denn dieser unterliege derzeit einer so genannten "quiet period".

Nachdem die Anleger gestern euphorisch auf den Deal reagiert hatten - der Aktienkurs stieg um 74 Prozent auf 9,15 Euro - hat sich nun offenbar Skepsis breit gemacht. Am heutigen Mittwochmorgen rutschte das Wertpapier wieder um bis zu 21 Prozent auf 7,15 Euro ab.

Die Infomatec Integrated Information Systems AG indessen veröffentlichte ihr Neunmonatsergebnis, das durch Wertberichtigungen in der Bilanz erheblich belastet ist. Diese seien allerdings nicht nur durch die vorgestellten Restrukturierungsmaßnahmen notwendig geworden, sondern auch durch die zunehmend negative Entwicklung des High-Tech-Marktes. Daher mussten die Beteiligungen des börsennotierten Unternehmens sowie die nicht notierten Anteile neu bewertet werden, hieß es weiter. Zudem hätten verschiedene Kunden und Interessenten aufgrund der Turbulenzen um Infomatec Projektentscheidungen aufgeschoben und sich distanziert. Der Nettoverlust des Augsburger Softwareherstellers weitete sich gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum daher von fünf auf 71,2 Millionen Euro deutlich aus. Die Einnahmen stiegen nur um 5,5 Prozent auf 32,8 Millionen Euro. Infomatec rechnet nicht mehr damit, seinen Planumsatz von 50 Millionen Euro in diesem Jahr zu erreichen. Statt dessen

visieren die Augsburger Einnahmen von 36 Millionen Euro an.

Die Aktie des Augsburger Unternehmens sank am frühen Mittwochmorgen um rund sechs Prozent auf 2,05 Euro.

Imfomatec war durch fehlerhafte Ad-hoc-Meldungen, die die Auftragslage des Unternehmens verschleierten, in die Schlagzeilen geraten. Die Vorstände und Firmengründer Gerhard Harlos und Alexander Häfele sitzen inzwischen in Untersuchungshaft. Ihnen werden unter anderem verbotene Insidergeschäfte und zweifacher Kursbetrug vorgeworfen. Vergangene Woche wurde die Infomatec-Zentrale zum zweiten Mal von der Augsburger Staatsanwaltschaft auf belastendes Material hin durchsucht (Computerwoche online berichtete).