Längere Update-Zyklen und Recht auf Reparatur

EU will nachhaltigere Smartphones und Tablets

06.09.2022
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Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
Um die Umweltbilanz von mobilen Endgeräten zu verbessern, schlägt die EU vor, dass Hersteller länger Updates und Reparaturmöglichkeiten bereitstellen müssen.
Die EU will mit neuen Regulierungen die Reparierbarkeit und Energieeffizienz von Smartphones und Tablets steigern.
Die EU will mit neuen Regulierungen die Reparierbarkeit und Energieeffizienz von Smartphones und Tablets steigern.
Foto: tkyszk - shutterstock.com

Der EU-Gesetzgeber hat weitreichende Anforderungen für Smartphones und Tablets vorgeschlagen, die in der Region verkauft werden. In einem Gesetzesentwurf schlagen die Regulierungsbehörden vor, dass die Gerätehersteller mindestens fünf Jahre lang Sicherheits-Updates und drei Jahre lang Betriebssystem-Updates für ihre Geräte bereitstellen. Darüber hinaus sollten die besagten Sicherheits- und Betriebssystem-Updates die Nutzer "spätestens zwei Monate nach der öffentlichen Veröffentlichung" erreichen. Der Entwurf schreibt außerdem vor, dass sich die Akkukapazität eines Geräts nach einer Aktualisierung des Betriebssystems oder der Firmware nicht verschlechtern darf. Zudem darf die Leistung nicht sinken, wenn der Nutzer das Update ablehnt.

Sollten diese Vorgaben Eingang in ein Gesetz finden, würde dies vor allem Anbieter von Android-Geräten unter Druck setzen. So sind Google und mit Einschränkungen (nur die Galaxy-Reihe) Samsung die einzigen Hersteller, die fünf Jahre lang Sicherheits-Updates für ihre Smartphones versprechen. Apple ist dank der Kontrolle über die Hardware und Software seiner iPhones und iPad ebenfalls in der Lage, über einen längeren Zeitraum hinweg Updates bereitzustellen, hat jedoch offiziell kein detailliertes Update-Versprechen ausgesprochen.

Recht auf Reparatur

Ein anderer Vorschlag in dem Gesetzesentwurf betrifft das Recht auf Reparatur. So sollen Nutzern auch fünf Jahre, nachdem ein Gerät vom Markt genommen wurde, noch "professionelle Reparaturwerkstätten" zur Verfügung stehen, die Zugang zu Teilen wie Akku, Display, Kameras, Ladeanschlüssen, mechanischen Tasten, Mikrofonen, Lautsprechern und Scharnieren (auch bei Klapphandys und Tablets) bieten.

Was das Problem mit häufig kurzlebigen Akkus angeht, haben die Smartphone-Hersteller die Wahl: Entweder stellen sie den Nutzern Ersatzakkus und Abdeckungen für die Rückseite zum Tauschen zur Verfügung oder sie entwickeln Akkus, die Mindeststandards erfüllen. Dazu gehört, dass die Akkus nach 500 vollständigen Ladezyklen noch 80 Prozent ihrer Nennkapazität aufweisen oder - wenn sie nicht austauschbar sind, nach 1.000 vollständigen Ladezyklen. Apple zum Beispiel behauptet derzeit, dass seine iPhones so konstruiert sind, dass sie nach 500 Ladezyklen noch bis zu 80 Prozent ihrer Kapazität behalten, bei iPads sogar nach 1.000 Ladezyklen.

Längere Lebensdauer schont Energie und Umwelt

In dem am 31. August veröffentlichten Entwurf einer Verordnung über "Ökodesign-Anforderungen für Mobiltelefone, schnurlose Telefone und Slate-Tablets" wird festgestellt, dass Smartphones und Tablets "von den Nutzern oft vorzeitig ersetzt" und am Ende ihrer Lebensdauer "nicht ausreichend genutzt oder recycelt" werden.

Die Kosten dafür seien die Energie und die neuen Materialien, die für neue Geräte aus der Erde geholt werden, und die nicht recycelten Materialien, die in den Haushalten liegen. Eine Verlängerung der Lebensdauer von Smartphones um fünf Jahre - im Vergleich zu den derzeit üblichen zwei bis drei Jahren - hätte einen ähnlichen Effekt, als würde man fünf Millionen Autos von der Straße nehmen, so die EU-Kommission.

Energielabel für Smartphones und Tablets

Eine weitere Richtlinie sieht vor, dass das aus dem Bereich der Haushaltsgeräte bekannte EU-Energielabel auch für Smartphones und Tablets einführt wird. Die neuen Energielabel sollen nicht nur bereits bekannte Energieeffizienzklassen darstellen, sondern erstmals eine EU-weite Klassifizierung der Reparierbarkeit und Angaben zur Zuverlässigkeit mit den Kriterien Batterielebensdauer, Staub- und Wasserdichtigkeit sowie Robustheit im Falltest beinhalten.

"Smartphones bieten sicherlich nicht die notwendigen Potenziale für große Energieeinsparungen, doch eine bessere Energieeffizienz trägt dazu bei, den Akku seltener laden zu müssen. Da dieser mit der Anzahl der Ladezyklen altert, wird durch eine bessere Energieeffizienz maßgeblich zur längeren Lebensdauer des gesamten Geräts beigetragen - und das ist der wesentliche Hebel der Energieeffizienzkennzeichnung.", erklärt Karsten Schischke, Ökodesign-Experte vom Fraunhofer IZM. Auf den Erkenntnissen seiner Forschungsgruppe beruhen die zwei zentralen Säulen der EU-Richtlinienentwürfe, das Energielabel und das Ökodesign.

Schnelle Umsetzung erwartet

Die Europäische Kommission sammelt noch bis zum 28. September Feedback zu den beiden Gesetzesentwürfen. Danach geht es zur Abstimmung, die noch in diesem Jahr stattfinden soll. Nach erfolgter Abstimmung haben die EU-Mitgliedsstaaten ein Jahr Zeit, die Regeln in geltendes Recht umzusetzen.