Web

EU-Wettbewerbskommissarin Kroes ermahnt Microsoft-Chef Ballmer

28.04.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - In einem persönlichen Gespräch mit EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes musste sich Microsoft-CEO Steve Ballmer Kritik gefallen lassen. Dabei ging es um die Versäumnisse Microsofts, die von der EU-Kommission verhängten Kartellauflagen umzusetzen. Kroes habe deutlich gemacht, dass die Geduld der Kommission am Ende sei, erklärte ihr Sprecher Jonathan Todd nach dem einstündigen Treffen am Dienstagabend. Die Kartellbehörde erwarte, dass der Softwarekonzern die Auflagen nunmehr "dringend und im vollen Umfang" befolge.

Wegen Verstößen gegen das Wettbewerbsrecht hatte die Kommission Microsoft im März 2004 zu einem Bußgeld von 497 Millionen Euro verurteilt und mehrere Sanktionen verhängt. Der Softwarekonzern muss in Europa eine Windows-Version ohne integrierten "Media Player" anbieten und Windows-Schnittstellen für Konkurrenten im Markt für Workgroup-Server zu fairen Bedingungen offen legen. "Seit der Entscheidung der Kommission ist mehr als ein Jahr vergangen und wir können nicht sagen, dass Microsoft die Forderungen erfüllt hat", stellte Todd klar. Sollte sich der Hersteller weiter verweigern, sei die Kommission verpflichtet "formelle Schritte" einzuleiten. Für jeden Tag, den Microsoft in Verzug ist, könne die EU ein Strafgeld von fünf Prozent des weltweit erzielten Tagesumsatzes verhängen.

Laut Todd war das Gespräch mit Kroes auf Initiative Microsofts zustande gekommen. Microsoft-Sprecher Tom Brookes bezeichnete es als Teil eines andauernden Dialogs zwischen beiden Seiten. (wh)