Softwareriese in der Kritik

EU untersucht Microsofts Palladium und Passport

12.07.2002
MÜNCHEN (CW) - Die Europäische Union (EU) will das von Microsoft angekündigte Sicherheitskonzept "Palladium" genau untersuchen. Außerdem überprüft Brüssel, ob der Single-Sign-on-Dienst "Passport" konform zu europäischen Datenschutzbestimmungen ist.

Obwohl die konkrete technische Umsetzung von Palladium noch Jahre entfernt ist (siehe CW 28/02, Seite 16), hat Microsofts neues Sicherheitskonzept bereits die Aufmerksamkeit der EU geweckt. Brüssel stört vor allem die von dem Hersteller geplante enge Verbindung von Hardware und dem Betriebssystem Windows. Microsoft hat zwar verlauten lassen, dass die Palladium zugrunde liegende Hardwarespezifikation auch anderen Anbietern zugänglich gemacht werden soll, die EU befürchtet jedoch Kompatibilitätsprobleme. Außerdem sei eine wettbewerbliche Benachteiligung anderer Hersteller dadurch nicht auszuschließen.

Kritisch steht die EU zudem Microsofts Single-Sign-on-Dienst "Passport" gegenüber. Vertreter von insgesamt 15 europäischen Datenschutzbehörden bezweifelten in Brüssel, ob das System den europäischen Richtlinien genügt. Sie befürchten, dass Daten von Anwendern ohne deren Wissen weitergegeben werden könnten. Microsoft bestreitet das. Eine formelle Untersuchung soll zum jetzigen Zeitpunkt nicht eingeleitet werden. Das geschehe erst, wenn sich eindeutigere Hinweise auf Verstöße gegen EU-Recht ergeben, sagte ein Sprecher der von den Datenschützern eingesetzten Internet-Taskforce. Um Klarheit zu schaffen, bemühe man sich zudem um den Dialog mit Microsoft. (ave)