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EU und Entwicklungsländer wollen US-Kontrolle über das Internet verringern

25.10.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Eine wachsende Zahl von aufstrebenden Schwellenländern wollen den dominierenden Einfluss, den die USA auf das Internet und seine Ausgestaltung hat, eingrenzen. Sie wollen die Kontrollmöglichkeiten der Vereinigten Staaten von Amerika beschneiden. Unterstützung finden sie dabei von der EU-Kommission.

Länder wie etwa China, Brasilien, Indien oder Kuba sehen den Einfluss, den Amerika über die Organisation Icann auf das Internet ausübt, kritisch. Wie das US-amerikanische Wirtschaftsblatt "Wall Street Journal" schreibt, argumentieren Vertreter aus diesen Ländern, dass nicht ein einziges Land, wie mächtig es auch immer sein möge, die alleinige Entscheidungsbefugnis über administrative Fragen oder die Entwicklung neuer Domänen etc. haben dürfe. Auch sei es nicht zu akzeptieren, dass ein global verfügbares Werkzeug wie das Web über die Veto-Befugnisse eines einzigen Landes gesteuert wird. Genau dies geschieht in der Non-Profit-Organisation Internet Corporation for Assigned Names and Numbers, kurz Icann.

Diese Organisation war 1998 vom US-Handelsministerium ins Leben gerufen worden. Es hat seinen Hauptsitz im kalifornischen Marina del Rey. Zwar besitzt Icann ein Beratungsgremium, aber die USA können jede Entscheidung durch ihr Veto blockieren.

Vergangenen Monat erntete eine EU-Kommissarin einen Sturm der Entrüstung bei US-amerikanischen Offiziellen, als sie sich dafür aussprach, den Vereinigten Staaten von Amerika einen Teil ihrer Befugnisse zu nehmen. Viviane Reding hatte dem britischen Medienkonzern BBC in einem Interview unter anderem gesagt, es dürfe "keine Einflussnahme von irgend einer Regierung auf das Tagesgeschäft und Management des Internet geben, weder von den USA noch von einer anderen Regierung."

Auch einige europäische Firmen hatten den Vorstoß kritisch bewertet. Es dürfe nicht sein, dass das Internet politisiert werde. Mit diesen Initiativen würde die Innovationskraft des Internet behindert und zu viel Bürokratismus aufgebaut. (jm)