EU: Telekom dominiert Breitband

21.02.2006
Die Liberalisierung hinkt im europäischen Vergleich hinterher.

Die Deutsche Telekom hat bei Breitbanddiensten für das Festnetz noch immer einen Marktanteil von 65 Prozent. Damit haben die Bonner einen Vorteil gegenüber anderen europäischen Ex-Monopolisten: Deren Marktanteil im Breitbandgeschäft liegt bei durchschnittlich 50 Prozent. Am weitesten geöffnet sind die Märkte in Großbritannien, Malta, Schweden und Österreich. In diesen Ländern liegt der Marktanteil der Ex-Monopolisten unter 40 Prozent.

Weitere Defizite stellt der von der EU-Kommission jetzt vorgelegte Bericht "Elektronische Kommunikation in Europa - Regulierung und Märkte 2005" bei der Breitbandversorgung fest. So hat sich die Verbreitung schneller Anschlüsse wie DSL innerhalb der EU zwar recht positiv entwickelt: Dem Bericht zufolge ist der Versorgungsgrad (Breitbandanschlüsse pro 100 Einwohner) seit Oktober 2004 von 7,3 Prozent auf 11,45 Prozent gestiegen. Deutschland liegt mit einem Wert von 11,49 Prozent allerdings nur knapp über dem Durchschnitt und belegt im internationalen Vergleich den elften Platz. Spitzenreiter sind hier die Niederlande, Dänemark und Finnland, die eine Versorgungsrate von über 20 Prozent vorweisen können.

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Europaweit schätzt die Kommission die Zahl der Breitbandanschlüsse im Januar 2006 auf über 58 Millionen - ein Jahr zuvor waren es erst rund 39 Millionen.

DSL hat sich dabei gegenüber Alternativen wie Kabel weiter durchgesetzt. 80,4 Prozent aller Breitbandanschlüsse basieren auf DSL, während auf Kabel 16,8 Prozent entfallen. Übrige Verfahren (Fibre to the home, Satellit oder Wireless Local Loop) fristen mit 2,8 Prozent eher ein Nischendasein.

Nach Ansicht der Kommission kommt die Umsetzung der Deregulierung insgesamt gut voran. Auch in Deutschland profitieren Verbraucher davon, dass neue Anbieter für Wettbewerb sorgen und so die Preise für mobile Kommunikation und breitbandige Dienste fallen. Dennoch geht eine Rüge in Richtung der Bundesnetzagentur: "Ein resoluteres und rechtzeitiges Handeln etwa im Bereich des Bitstrom-Zugangs hätte zu noch größeren Vorteilen führen können."

Roaming soll billiger werden

Die Deregulierung sorgt dafür, dass Telefonieren weiter billiger wird. So sank dem Bericht zufolge der Preis für nationale Festnetzgespräche im letzten Jahr um etwa 16 Prozent. Defizite stellt die Kommission jedoch fest, wenn es um das Mobilfunk-Roaming im Ausland geht. Hier sind die Preise noch immer zu hoch. Um dies zu ändern, erwägt die Kommission nun eine Regelung, die Anbieter dazu zwingt, die Roaming-Preise auf das Niveau von nationalen Telefonaten abzusenken. Entsprechende Vorschläge sollen im April dieses Jahres auf den Tisch kommen.

Obwohl Sprachtelefoniedienste noch immer die größte Einnahmequelle für Festnetzbetreiber darstellen, gehen die Umsätze in diesem Bereich allmählich zurück (minus 1,6 Prozent im vergangenen Jahr). Vor allem durch VoIP-Dienste entsteht eine "zunehmende Bedrohung für die etablierten Betreiber". (ave)