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EU: Microsoft gibt Windows-Quellcode in Lizenz

25.01.2006
Um die Kartellauflagen der Europäischen Union zu erfüllen, hat sich Microsoft überraschend bereit erklärt, Sourcecode von Windows an andere Firmen in Lizenz zu geben.

Genauer gesagt die Quellen für alle jene Bestandteile von Windows Server, die Bestandteil der EU-Kartellentscheidung aus dem Jahr 2004 waren - es ging dabei um die Kommunikation anderer Server-Software mit der von Microsoft.

Brad Smith, der Generaljustiziar des Redmonder Softwarekonzerns, bezeichnete den Schritt auf eine Pressekonferenz in Brüssel als "kühnen Griff". Durch Zugang zum Windows-Quellcode können Wettbewerber die Informationen bekommen, die sie benötigen, um ihre Produkte interoperabel mit Windows zu machen.

Im März 2004 hatte die EU-Kommission Microsoft zu der Rekordgeldstrafe von 497 Millionen Euro verurteilt und das Unternehmen verpflichtet, seinen Code mit Wettbewerbern zu teilen sowie ein Windows ohne integrierten Media Player auf den Markt zu bringen (für das sich nun kein PC-Hersteller oder Mensch interessiert).

Im vergangenen Monat drohte Brüssel dann Microsoft mit weiteren Geldbußen von bis zu zwei Millionen Euro täglich rückwirkend ab dem 15. Dezember, weil das Unternehmen seinen Konkurrenten bislang keine hinreichenden Informationen zu Windows bereitstelle. Dieses Thema will Microsoft laut Smith durch die Lizenzierung des Quellcodes "aus der Welt schaffen".

Microsoft hatte gegen das Kartellurteil der EU vor dem Luxemburger EU-Gerichtshof der Ersten Instanz Berufung eingelegt. Das Gericht lehnte die Aussetzung der Auflagen ab. Heute kündigte es nun eine ausführliche Anhörung der Sache für den 24. bis 28. April an. Ein Urteil soll rund sechs Monate später ergehen. Smith äußerte sich zuversichtlich, dass Microsoft aus dem Verfahren als Sieger hervorgehen werde. (tc)