Web

EU-Kreise: Microsoft muss künftig in Europa zwei Windows-Versionen anbieten

25.02.2004

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Obwohl für die EU-Kommission der Monopolmissbrauch Microsofts als erwiesen gilt, will die Behörde offenbar nur vergleichsweise milde Abhilfen verordnen. Insidern zufolge wird Wettbewerbskommissar Mario Monti als Ergebnis des seit sechs Jahren andauernden Kartellrechtsstreits von der Gates-Company verlangen, dass sie künftig in Europa zusätzlich eine abgespeckte Version ihres Windows-Betriebssystems - ohne integrierten "Media Player" - anbietet. Eine weitere Forderung Montis könnte die Preisgabe von Informationen an die Konkurrenz im PC-Server-Geschäft betreffen. Eventuell müsse der Softwareriesen innerhalb weniger Monate vorschlagen, mit welchen Teilen des Windows-Quellcodes diese ihre Serverprodukte besser in das Betriebssystem integrieren können.

Die Verkündung der Ergebnisse wird spätestens in sechs Wochen erwartet, heißt es aus EU-nahen Kreisen. Kommt es bis dahin nicht zu einer Einigung, wären diese Sanktionen aber nur Teil eines Urteils, das Microsoft als schändlichen Monopolisten brandmarkt. Dieser Verstoß gegen EU-Wettbewerbsbestimmungen könnte eine Geldstrafe von mindestens 100 Millionen Euro zur Folge haben. Wie ein Microsoft-Sprecher mitteilte, verhandelt sein Unternehmen nach wie vor mit Brüssel über einen Kompromiss.

Im August 2003 hatten die EU-Wettbewerbshüter konstatiert, dass Microsoft weiterhin seine dominierende Position vom PC auf Lowend-Server ausdehne und durch die Bindung des Windows Media Player an das PC-Betriebssystem Windows den Wettbewerb schwäche. Dies hemme die Produktinnovation und beschränke letztendlich die Verbraucher in ihren Wahlmöglichkeiten, hieß es in der damaligen Erklärung. (mb)