Am Mittwoch

EU-Kommission verhängt Bußgeld gegen Intel

11.05.2009
Von 
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.
Die EU-Kommission wird einem Pressebericht zufolge am kommenden Mittwoch eine ihrer vermutlich bislang höchsten Kartellstrafen gegen den weltgrößten Chiphersteller Intel verhängen.
Ein Intel-Firmenschild in Hawthorn Farm, Oregon
Ein Intel-Firmenschild in Hawthorn Farm, Oregon
Foto: Intel

Das berichtet heute das "Wall Street Journal" unter Berufung auf Insider. Neben einer Geldstrafe soll Intel außerdem dazu verpflichtet werden, seine Rabattpraxis gegenüber Computerbauern zu ändern.

Mitarbeiter der Brüsseler Wettbewerbshüter hätten den vergangenen Freitag größtenteils damit verbracht, die Intel-Strafe mit den Wettbewerbsaufsichten der einzelnen Mitgliedsstaaten zu diskutieren, die nach EU-Prozedere ebenfalls ein Mitspracherecht haben.

Sobald alle Beteiligten Stellung genommen haben, geht das endgültige Dokument am Mittwoch an die Kommission, die es dann höchstwahrscheinlich absegnen werde, heißt es weiter. Ein Sprecher von Intel wollte die Meldung nicht kommentieren und erklärte, es handele sich bisher nur um Gerüchte und Spekulationen. Auch ein Sprecher der Kommission lehnte eine Stellungnahme ab.

Langjährige Ermittlungen

Intels Ärger mit Brüssel datiert zurück bis ins Jahr 2000. Damals reichte der Intel-Konkurrent Advanced Micro Devices (AMD) eine Beschwerde ein, der zufolge Intel AMDs Zutritt zum Markt behinderte. Nach jahrelangen Ermittlungen übersandte die Kommission Intel dann im Jahr 2007 ihre vorläufigen Ergebnisse und warf dem Konzern vor, Intel halte AMD mit Rabatten vom Prozessormarkt fern und verkaufe die eigenen Chips zum Teil unter ihren Kosten, um Key Accounts zu sichern.

Im vergangenen Jahr fügte die Kommission dann noch weitere Vorwürfe hinzu. Unter anderem soll Intel einen großen Händler dafür bezahlt haben, dass er Rechner mit Prozessoren von AMD aus seinen Regalen nahm.

Laut "Wall Street Journal" wird die Kartellentscheidung der Kommission am Mittwoch extrem kompliziert und lang ausfallen, um juristische Gegenzüge seitens Intel möglichst von vornherein auszuschließen. Nach Einschätzung von Brüsseler Anwälten droht Intel eines der höchsten Bußgelder, das die Kommission je verhängt hat.

Die EU-Wettbewerbskommissarin Neelie Kroes könnte Intel theoretisch ein Bußgeld von bis zu einem Zehntel seines Jahresumsatzes (2008: knapp 38 Milliarden Dollar) auferlegen. Im vergangenen Jahr hatte Brüssel bereits eine Rekordbuße von 1,16 Milliarden Dollar gegen Microsoft verhängt, weil der Softwarekonzern aus Seattle sich nicht an zuvor verhängte Auflagen gehalten hatte.