Keine Fristverlängerung im Kartellverfahren

EU-Kommission setzt Microsoft unter Zeitdruck

17.10.2003
MÜNCHEN (CW) - Microsoft gerät im laufenden EU-Kartellverfahren unter Zeitdruck. Wettbewerbskommissar Mario Monti lehnte es ab, dem Softwarekonzern eine Fristverlängerung zu gewähren, um seine Verteidigung besser vorbereiten zu können.

Zwei Monate mehr Zeit hatte die Gates-Company erbeten, um auf die Anschuldigungen der EU-Kommission zu reagieren. Sie wirft Microsoft vor, sein Monopol im Markt für PC-Betriebssysteme mit wettbewerbswidrigen Methoden auf andere Bereiche wie Server oder Multimedia-Software auszudehnen. Doch die Behörde will das Verfahren offenbar zügig abschließen. Ein Grund dafür könnte das Ausscheiden Montis im November 2004 sein, vermuten Beobachter.

Microsoft muss nun bis zum 17. Oktober auf die Vorwürfe reagieren. Ein Firmensprecher kritisierte die Entscheidung: "Wir sind enttäuscht von diesem Vorgehen." Die Wettbewerbshüter hätten ihre Ermittlungen über einen Zeitraum von 20 Monaten betrieben, während Microsoft für die Verteidigung lediglich zehn Wochen eingeräumt worden seien.

Die Verknüpfung der Medienabspielsoftware "Media Player" mit dem Windows-Desktop-Betriebssystem schwäche den Leistungswettbewerb, behindere die Produktinnovation und schränke damit die Verbraucherwahl ein, lautet ein Vorwurf der EU. Um den Wettbewerb im Markt für Audio- und Videosoftware wiederherzustellen, gibt es nach Ansicht der Brüsseler zwei Möglichkeiten: entweder Microsoft entkoppelt den eigenen Media Player vom Betriebssystem und bietet eine Windows-Version ohne dieses Programm an, oder der Hersteller liefert mit Windows auch Media Player von Mitbewerbern aus, beispielsweise den "Real Player" von Real Networks.

Darüber hinaus fordern die Kläger Microsoft auf, Schnittstellen-Informationen über Windows offen zu legen, damit auch Konkurrenten ihre Server-Systeme an das Desktop-Betriebssystem anpassen können. (wh)