MWC12

EU-Kommissarin verteidigt Senkung der Roaming-Gebühren

28.02.2012
Die Telekom-Branche und EU-Regulierer streiten wie gehabt um den Brüsseler Druck auf Mobilfunk-Tarife.

Der seit Jahren köchelnde Konflikt brach auf dem Mobile World Congress in Barcelona offen aus. Die zuständige Kommissarin Neelie Kroes reagierte in scharfen Worten auf Kritik von Vodafone-Chef Vittorio Colao, der Brüssel eine zu starke Belastung der Telekom-Industrie angesichts der aktuellen Wirtschaftslage vorwarf. Dazu gehöre der Druck auf Tarife für Roaming im EU-Ausland und Gespräche zwischen Netzen verschiedener Anbieter.

Die Kommission sei bei der Regulierung mit einem "vor 15 Jahren entwickelten Autopiloten" unterwegs, schimpfte der Chef des umsatzstärksten Mobilfunk-Anbieters der Welt. Colao forderte ein Ende des Drucks auf die Preise, damit die Branche wieder mehr Geld investieren könne. Auch der Chef der Deutschen Telekom , René Obermann, warnte, dass die Konzerne durch die Regulierung Milliarden an Einnahmen weniger hätten.

"Nachricht an Vittorio und Vodafone: Ich lasse mir nichts vormachen und reagiere nicht gut auf Drohungen", konterte Kroes am Dienstag. Sie stehe auf der Seite der Vodafone-Kunden. "Wenn Verbraucher keine Angst mehr haben, ihre Smartphones und Tablets zu nutzen, wenn sie in Europa unterwegs sind, werden auch die Netzbetreiber davon profitieren."

Die Kommissarin erinnerte die Branche, dass auch sie etwas haben wolle: Zusätzliche Frequenzen und einen größeren Markt. "Ein fairer Wettbewerb im Roaming ist ein guter Tausch für diese Möglichkeiten."

Die sogenannten Roaming-Gebühren, die zusätzlich beim Telefonieren in einem anderen Land anfallen, sind in Europa in den vergangenen Jahren angesichts des massiven Drucks aus Brüssel drastisch gesunken. Die Regulierer setzen auch beim Datenroaming und den Durchleitungs-Gebühren für die Vermittlung zwischen Netzen verschiedener Anbieter an. Die Telekom-Konzerne beschweren sich, dass sie für viele Milliarden die Netze ausbauen, um immer mehr Datenverkehr umzuschlagen - und zugleich Einnahmenausfälle verdauen müssen.

Obermann bekräftigte in Barcelona, dass die Branche auch in Zukunft eine Schlüsselrolle spielen wolle. Man werde sich nicht auf die Funktion einer Daten-Pipeline reduzieren lassen. Die Netzbetreiber seien als Service-Anbieter zum Beispiel für netzbasierte Cloud-Dienste wichtig. Mit dem Vormarsch der Smartphones und verschiedener Online-Angebote haben die Netzbetreiber massiv an Einfluss eingebüßt. Die Einnahmen landen zu einem großen Teil bei Plattform-Betreibern wie Apple und Google oder Inhalte-Anbietern, während die Telekom-Konzerne nur die Daten durchleiten. (dpa/tc)