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EU genehmigt Airbus die Handy-Nutzung an Bord

20.06.2007
Europäische Luftfahrtbehörden haben Airbus ein System für die Nutzung von Mobilfunk an Bord genehmigt. Passagiere in Europa dürfen demnach künftig Handy und BlackBerry während des Fluges benutzen.

Nach Angaben der EADS-Tochter hat die Europäische Flugsicherheitsagentur die von Airbus entwickelte Lösung auf GSM-Basis erlaubt. Flugpassagiere könnten damit an Bord Telefongespräche starten und annehmen sowie Textnachrichten (SMS) senden und empfangen, erklärte Airbus. Die Kabinen-Crew hat die Möglichkeit, das System in einen "Voice-off"-Modus zu schalten, der nur SMS und E-Mails zulässt.

Für die Connectivity des Systems zeichnet die Firma OnAir verantwortlich, ein Joint Venture von Airbus mit dem Luftfahrt-IT-Dienstleister SITA. Diese will dafür sorgen, dass Handys in Airbus-Fliegern über Onboard-Technik an die jeweiligen Mobilfunk-Netzbetreiber durchgeroutet werden. Senden und Empfangen einer SMS soll laut "Wall Street Journal" etwa 50 US-Cent kosten; die Telefongebühren sollen im Bereich internationaler Roaming-Kosten liegen.

Als erste Fluglinie wird Air France - KLM das neue System in den nächsten Monaten auf einem Kurzstreckenflieger vom Typ A318 testen. Die portugiesische TAP und die britische Midland wollen die Lösung erst ausprobieren, bevor sie über einen Einsatz in ihren Flotten entscheiden. Ryanair plant einen Rollout später in diesem Jahr, will die OnAir-Technik allerdings in seinen 737-Flugzeugen einbauen, die ausgerechnet vom Airbus-Erzrivalen Boeing stammen.

Trotzdem bleibt abzuwarten, wie der neue Dienst ankommt. "Das Flugzeug ist historisch eines der letzten Schutzgebiete für die Vermeidung von Mobiltelefonen", gibt Ben Wood zu bedenken, Analyst bei der TK-Marktforschungsfirma CCS Insight. "Die Vorstellung, dass jemand auf dem Sitz neben mir am Handy mit einem Freund belabert, was sie so am Wochenende gemacht haben, erfüllt mich nicht gerade mit Freude." Für Billigflieger könnte das System aufgrund seines zusätzlichen Umsatzpotenzials aber reizvoll sein, vermutet Wood.

Boeing hatte im vergangenen August ein ähnliches Programm zur Bereitstellung von Internet an Bord von Flugzeugen mangels Nachfrage eingestellt. Für die Schließung des Connexion-Dienstes schrieb der US-Konzern bereits 320 Millionen Dollar ab. (tc)