Ehemaliger Domain-Monopolist erneut in der Kritik

EU ermittelt gegen NSI wegen kartellrechtlicher Verstöße

09.07.1999
MÜNCHEN (CW) - Die Europäische Union hat Nachforschungen gegen den ehemaligen Monopolisten für die Vergabe von Top-Level-Domains, Network Solutions Inc. (NSI), aufgenommen. Brüssel will klären, ob die Firma ihre noch immer dominante Marktposition mißbraucht und damit gegen europäisches Kartellrecht verstößt.

Besonderes Augenmerk legt die Europäische Union auf Lizenzverträge, die Network Solutions neuen Domain-Dienstleistern zur Unterzeichnung vorgelegt hat. Diese Service-Unternehmen dürfen im Zuge der Deregulierung als Mitbewerber zu NSI Domains vergeben, sind aber auf die Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Monopolisten angewiesen. Unter den zunächst fünf von der Internet Corporation für Assigned Names and Numbers (Icann) genannten Firmen, die im freien Wettbewerb Domain-Namen vergeben können, befindet sich die France Télécom als europäischer Vertreter.

Angeblich soll sich NSI durch die Lizenzverträge mit den Newcomern unzulässigerweise Vorteile verschafft haben. Dies geht aus einem Schreiben der Europäischen Kommission vor, das der COMPUTERWOCHE vorliegt. So verlangt die US-Firma beispielsweise von den Vertragspartnern eine Art Pfand in Höhe von 100000 Dollar, wobei sich NSI das Recht vorhält, diese Summe einzuziehen, falls sich die Gegenseite "vertragswidrig" verhält, was immer auch darunter zu verstehen ist. Darüber hinaus erhebt das Unternehmen eine nach Ansicht der Kommission überhöhte Lizenzgebühr von 10000 Dollar sowie neun Dollar pro Domain und Jahr.

Die Ermittlungen der EU bei NSI sind nicht die ersten ihrer Art. Bereits im Frühjahr hatte die US-Regierung eine Untersuchung gegen die Firma eingeleitet, da sie exklusive Rechte auf die Kundendaten beansprucht, die sie seit 1992 bei der Vergabe von Domain-Namen gesammelt hat.