Apple vs. Nokia

ETSI entscheidet über Nano-SIM-Entwürfe

28.03.2012
Im Streit um die Eigenschaften der Nano-SIM-Karte wird das European Telecommunications Standards Institute (ETSI) morgen voraussichtlich eine Entscheidung treffen.

Die SIM-Karte der nächsten Generation wird kleiner als die Micro-SIM-Karte - so viel steht fest. Doch um die weiteren Eigenschaften der Nano-SIM-Karte streiten Handy-Hersteller wie Apple und Nokia. Im Gegensatz zum Vorschlag der Finnen erfüllt der von Apple eingebrachte Entwurf nach Ansicht von Nokia nicht alle vereinbarten Anforderungen für den von dem European Telecommunications Standards Institute (ETSI) geplanten 4FF-Standard (Fourth Form Factor oder einfach Nano-SIM).

Ihren eigenen Vorstellungen von einer Nano-SIM-Karte sehen die Finnen dagegen als 4FF-Standard-konform an. "Insgesamt sind wir der Ansicht, dass die von Nokia vorgeschlagene Nano-SIM für Nutzer einfacher zu handhaben wäre, mehr Auswahl beim Produktdesign ermöglicht und einen wirklichen Unterschied zu den aktuellen Micro-SIM-Karten darstellt", erklärte Nokia auf Anfrage von Areamobile. "Seitens Nokia sind wir der Überzeugung, dass unser Vorschlag Features beinhaltet, die dem Nutzer das einfache Einsetzen und Entfernen der SIM-Karte ermöglichen, ohne diese zu beschädigen."

Der Entwurf von Apple sieht eine 12,3 x 8,8 x 0,2 Millimeter große Nano-SIM-Karte mit der herkömmlichen Anordnung der acht elektrischen Kontakte vor. Theoretisch ließe sich eine solche Nano-SIM-Karte auch in einem Adapter in ein Handy mit einem Einschub für eine Mini- oder eine Micro-SIM-Karte benutzen. Hersteller wie Oberthur und Giesecke & Devrient haben Prototypen solcher Nano-SIM-Karten gemäß des Apple-Entwurfs in petto.

Nokia stößt sich vor allem an der knapp 12 Millimeter langen Kante der Nano-SIM-Karte dieses Entwurfs, denn diese Länge entspreche der Breite einer Micro-SIM-Karte (Maße von 15x12 Millimetern). Das erhöhe das Risiko einer Verkantung und könne zu Schäden an Karten und Produkten führen, wenn die Nano-SIM-Karte irrtümlich in ein Gerät mit Micro-SIM-Schacht eingeführt wurde. Micro-SIMs unterstützen etwa bereits das Apple iPhone 4S, die Nokia-Smartphones Lumia 800 und 710 oder das Motorola RAZR. Die Maße der von Nokia vorgeschlagenen Nano-SIM-Karte unterscheiden sich mit 10 Millimeter Länge und 8 Millimeter Breite deutlich von denen einer Micro-SIM und schließen damit - so wie vom ETSI gefordert - das Verwechslungsrisiko aus. Nokias Nano-SIM-Karte ähnelt optisch eher einer microSD-Karte, beschreibt "The Verge" den Entwurf.

Vor der Abstimmung des ETSI-Gremiums geht es hinter den Kulissen hoch her: Nach Informationen der "Financial Times" versuchte Apple, sechs europäische Tochter-Gesellschaften beim ETSI als Vollmitglieder anzumelden, um mehr Stimmen zu bekommen. Dann sagte der iPhone-Hersteller in einem Brief an das ETSI zu, im Falle eines Abstimmungssieges den Konkurrenten alle mit der Nano-SIM-Karte verbundenen Patente gratis anzubieten, um breitere Unterstützung unter den Herstellern für seinen Entwurf zu gewinnen - das berichtet zumindest der Patentrechtsexperte Florian Müller in seinem Blog "Foss Patents". In diesem Fall würden Handy- und Tablet-Käufer auch nicht indirekt an den Lizenzgebühren für ein Patent auf die in das Gerät passende Nano-SIM-Karte beteiligt.

Bislang sind SIM-Karten in Endgeräten notwendig, wenn diese Zugang zu einem mobilen Netzwerk erhalten sollen. Wie immer die Entscheidung des ETSI auch ausfällt: Mit der Nano-SIM-Karte wird etwas mehr Platz im Handy-Gehäuse frei, den die Handy-Hersteller für andere Komponenten wie beispielsweise größeren Speicher oder größere Akkus verwenden können. Auch die Herstellung von flacheren Gerätemodellen wird durch die deutlich kleineren und schmaleren Nano-SIM-Karten möglich.

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