Happy Birthday: 25 Jahre Ethernet

Ethernet ist technologisch noch nicht völlig ausgereizt

12.06.1998

Vor einem Vierteljahrhundert, im Mai 1973, entwickelte Bob Met- calfe bei Xerox Corp. das Übertragungsverfahren Ethernet. Die robuste und gleichzeitig kostengünstig zu implementierende Netzwerk-Technik hat sich während dieser Zeit enorm weiterentwickelt (siehe dazu auch den Beitrag auf Seite 34: "Von Hawaii aus eroberte Ethernet die Welt") und erfreut sich bis heute großer Beliebtheit. Ein Trend, der sich nach Meinung der Analysten der International Data Corp. (IDC) fortsetzt: Im Jahr 2000, so die Auguren, werden weltweit 84 Prozent aller installierten Adapterkarten mit Ethernet- oder Fast-Ethernet-Ports ausgerüstet sein.

Momentanes Flaggschiff des Ethernet-Lagers ist Gigabit Ethernet. Die Technik transportiert Daten mit 1000 Mbit/s, wobei als Übertragungsmedium erster Wahl Multimode-Glasfaser zum Zuge kommt. Noch in diesem Sommer soll der Standard in trockenen Tüchern sein. Die Geschwindigkeit hat ihren Preis: Lediglich bis zu 550 Meter lassen sich so überbrücken.

Das Institute of Electrical and Electronic Engineers (IEEE) arbeitet zwar auch an einer Gigabit-Norm für den Einsatz mit Kupferleitungen, doch eignet sich diese Variante nur für sehr geringe Entfernungen.

Gigabit Ethernet bedeutet aber nach Meinung von Experten noch nicht das Ende der Fahnenstange für das Übertragungsverfahren. Im Bereich des technisch Machbaren liegt eine gleich um den Faktor zehn schnellere Gigabit-Ethernet-Version.

Die derart gesteigerte Geschwindigkeit dürfte allerdings wiederum auf Kosten des Materials und der zu überbrückenden Distanz gehen.

Anwender, die ihre Daten mit 10 Gbit/s durch die Leitungen pumpen wollen, kommen um eine Aufrüstung ihrer Netz-Infrastruktur auf Monomode-Glasfaser nicht herum.

Die höheren Übertragungsraten werfen aber noch andere Probleme auf. Da mit den im Ethernet-Umfeld sonst üblichen Paketlängen von 1500 Bytes bei hohen Geschwindigkeiten das Kollisionserkennungsverfahren CSMA/CD (CSMA/CD = Carrier Sense Multiple Access/Collision Detection) nicht mehr funktioniert, müssen die Daten-Frames künstlich verlängert werden. Alternativ hierzu kann man auch versuchen, die Kollisionen ganz auszuschließen, etwa indem die Daten über dedizierte Leitungen (etwa über Switches) transportiert werden. Dies stellt in den Augen einiger Kritiker jedoch eine zu starke Verwässerung der ursprünglichen Idee dar.

Vinton Cerf, Senior Vice-President Internet Architecture und Engineering bei MCI Communications Corp., hält das grundlegende Ethernet-Prinzip dennoch für zukunftssicher genug, um auch jenseits der Gigabit-Grenze Bestand zu haben: "In 25 Jahren hat sich die Übertragungsgeschwindigkeit von Ethernet von 3 Mbit/s im Testlabor zu 1000 Mbit/s entwickelt. Bis 2023 könnten über Switching-Methoden durchaus eine Terabit/s-Variante machbar sein, vielleicht schon früher.