Minicomputer-Produzent Prime bot Aktionären 1980 die höchsten Kursgewinne:

Etablierte Mainframer im Börsen-Mittelfeld

03.04.1981

NEW YORK (gr) - Die etablierten Mainframer schwimmen in ruhigem Fahrwasser. Die Hersteller von Peripheriegeräten dagegen erwarten nach Ansicht von Börsen-Beobachtern die höchsten Zuwachsraten, was den Gewinn angeht. Für 1981 rechnen sie mit einem Plus von 15 bis 20 Prozent, schreibt ein Kenner des offiziellen New Yorker Börsengeschehens in der Computerworld. An der renommierten New York Stock Exchange (NYSE), die strenge Anforderungen an die Bonität der dort notierten Unternehmen stellt und eine weitgehende Information des Publikums verlangt, führt Prime Computer die Top Ten an, die 1980 an der Börse ihre Kurse um über 200 Prozent steigerten.

Zu den "zehn Besten" gehörten einer Untersuchung des "Money" Journals zufolge vier Computerhersteller: Der dynamische Mini-Macher Prime legte 273 Prozent zu, die Notierungen der Computervision, die sich auf interaktive Grafik-Entwurfssysteme spezialisiert hat, stiegen um 220 Prozent, Personal Computer-Produzent Tandy notierte übers Jahr gesehen 216 Prozent höher, und der Wissenschaftsriese Cray Research gewährte seinen Aktionären Kursgewinne in Höhe von 203 Prozent. CDC könnte nach Ansicht der Analysten von dieser Welle profitieren.

IBM dagegen wurde nur unwesentlich höher bewertet. Angesichts der Inflationsrate von 15 Prozent nimmt sich die Kurssteigerung von 5,4 Prozent recht mickrig aus. Zu bedenken allerdings gibt die Computerworld, daß IBM zu den Kursgewinnen noch 5,1 Prozent an Dividende zahlt. Die Rechnerhersteller, die die höchsten Kursgewinne zu verzeichnen hatten, seien dagegen gerade dabei, ihren Aktionären die ersten Dividenden

überhaupt zu zahlen.

Doch bedeutet eine Aktie eines Unternehmens aus der Computerbranche nicht unbedingt beachtliche Kurssteigerungen an der Börse. Die Notierungen des zweitgrößten Computerherstellers Burroughs, der im abgeschlossenen Quartal einen Verlust einfuhr, den der frühere US-Finanzminister Michael Blumenthal durch Rationalisierungen einzudämmen suchte, sanken 1980 um 31 Prozent. Die Kurse der MAI gaben um 22 Prozent nach. Itel verlor im vergangenen Jahr 81 Prozent - verglichen mit dem realen Wert des Papiers Ende 1979.

Geringe Gewinnerwartungen schreiben die Auguren der Nyse den Mainframern zu. l981 dürfte ihr Gewinnwachstum sich auf eine Marge zwischen 7 und 15 Prozent beschränken. Bei den führenden Minicomputer-Herstellern sieht die Lage nach Ansicht der Börsen-Beobachter etwas besser aus. Sie dürfen mit Gewinnzuwächsen um die 15 Prozent rechnen.

Nicht ohne Einfluß auf die Gewinnerwartung einiger spezialisierter Unternehmen bleibt der militärische Ehrgeiz, den der frischgebackene US-Präsident Ronald Reagan an den Tag legt. Die im zivilen Sektor wenig bekannte Rolm Corp., die 1980 ein Notierungsplus von 120 Prozent verzeichnen konnte, erhält für ihre robusten Minis, die nach dem Rezept von Data Generals Nova und Eclipse konzipiert sind, durch das Militärprogramm quasi eine Wachstumsgarantie. GIeiches dürfte für Unternehmen gelten, die in der VLSI-Technologie

zu Hause sind - ein Bereich, der nach Ansicht der zitierten Marktbeobachter der Liebling aller Computerhersteller wird. Als Beispiel nennt die Computerworld die in Kalifornien gegründete VLSI Technologie Inc. Bis diese Unternehmen aber an der offiziellen New Yorker Börse zugelassen sind, dürfte noch einige Zeit vergehen.