Von drei Jessi-Projekten ausgeschlossen, aber

Esprit entscheidet über ICLs Teilnahme von Fall zu Fall

19.04.1991

MÜNCHEN (hp) - Für Jessi ist der britische Computerhersteller ICL nach der Übernahme durch Fujitsu nicht mehr europäisch. Nach dem Ausschluß vom runden Tisch wurde ICL auch noch die Teilnahme an drei Jessi-Projekten verweigert. Bei Esprit bewertet man die Übernahme nicht ganz so kritisch.

"ICL hat durch den Aufkauf seinen Status als Jessi-Partner automatisch verloren", teilt der Jessi-(Joint European Submicron Silicon-)Sprecher mit. Allerdings mache der Vorstand vom satzungsmäßigen Ausnahmerecht Gebrauch und lade ICL zur weiteren Mitarbeit an zwei CAD-Projekten ein. "Bei diesen Vorhaben besteht keine Gefahr, daß wichtige Informationen an Japan weitergegeben werden. Bei den Projekten, an denen ICL jetzt nicht mehr teilnehmen darf, sieht das anders aus", so der Jessi-Sprecher.

ICL nimmt den Ausschluß relativ gelassen, da laut Pressesprecher Rüdiger Stubenrecht "die Projekte für das Unternehmen keine sehr große Bedeutung haben". Die Argumentation von Jessi, ICL sei wegen des Aufkaufs kein europäisches Unternehmen mehr, könne er allerdings nicht verstehen, weil "der Hauptsitz und die Fertigung in Großbritannien sind und ein Großteil der Umsätze in Europa getätigt werden". Im Gegensatz zu Jessi käme dem europäischen Vorhaben Esprit (European Strategic Program for Research and Development in Information Technology), an dem ICL an zwei Projekten unter anderem im Bereich Parallelverarbeitung teilnimmt, große Bedeutung zu. Hier sei von Aufkündigung noch keine Rede gewesen.

Das Problem, ob ICL nun noch europäisch ist oder nicht, hat das Esprit-Gremium auch schon beschäftigt. Hier kommt man im Gegensatz zu den Jessi Verantwortlichen zu dem Schluß, daß der Aufkauf durch ein japanisches Unternehmen noch kein Grund sei, ICL Steine in den Weg zu legen. "Eine Diskriminierung a priori ist nicht anzustreben", so eine Esprit-Sprecherin.

Man müsse auch berücksichtigen, daß Entwicklung und Produktion von ICL immer noch in Großbritannien beheimatet seien und sich immerhin ein Teil der Aktien in europäischer Hand befinde. Außerdem sorge das Unternehmen auch für Arbeitsplätze in Europa.