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Eskalation im Streit um Instant-Messaging

16.08.1999

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Unter falschem Namen hat offenbar ein Microsoft-Mitarbeiter AOL in dem nicht enden wollenden Instant-Messaging-Krieg schwer belastet. Zeitungsberichten zufolge schickte der Mann unter dem falschen Namen Phil Bucking von Bucking Consulting eine E-Mail an Richard Smith, President von Phar Lap Software in Cambridge, Massachussetts, und beschuldigte darin den Online-Dienst der Sabotage. America Online soll in seinem AOL Instant Messenger (AIM) den Sicherheitsfehler "Buffer Overflow Exploit Error" eingebaut haben, der Auskunft darüber gebe, ob die Benutzer AIM-Software oder das Konkurrenzprodukt MSN Messenger verwenden. Dadurch sei AOL in der Lage, alle Fremdregistrierten von seinem Instant-Messaging-Service auszuschließen. Der Absender habe Smith als Empfänger dieser E-Mail auserwählt, da er in den Augen der Presse eine "große

Glaubwürdigkeit" besitze, erklärte der Geschäftsmann aus Cambridge.

Bevor Smith an die Presse ging, überprüfte er die Identität des Absenders. Nachdem er weder einen Phil Bucking noch Bucking Consulting ausfindig machen konnte, nahm er die E-Mail selbst unter die Lupe. Diese stammte von einem freien Yahoo-E-Mail-Account, der erst am selben Tag angemeldet worden war. Über die zugehörige IP-Adresse (Internet Protocol) konnte Smith die Spur zu Microsoft zurückverfolgen.

Rob Bennett, Director für Marketing bei MSN, nahm am vergangenen Freitag zu dem Fall Stellung: "Es ist zu diesem Zeitpunkt nicht klar, ob die E-Mail von einem Microsoft-Angestellten geschickt worden ist." Falls sich jedoch herausstellen sollte, daß ein Mitarbeiter die Nachricht gesendet hat, so reflektiere dies keineswegs die Philosophie von Microsoft, erklärte Bennett. Smith allerdings gab an, Bennett habe ihm gegenüber bestätigt, daß es den Anschein habe, die Mail sei von intern gesendet worden.

Der Konflikt über Instant-Messaging brach aus, als Microsoft im vergangenen Monat seinen eigenen MSN Messenger vorstellte und ihn gegen den Willen von AOL mit einem Zugang zu AOLs AIM-Kunden ausstattete. Seitdem versuchen beide Unternehmen, sich durch technische Tricks und Bündnisstrategien das Leben schwer zu machen (CW Infonet berichtete).