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eServer p5: Power5-Server kommen mit AIX

13.07.2004
Zwar verspätet, doch zu einem aus Sicht von Analysten günstigen Zeitpunkt bringt IBM erste Unix-Server mit Power5-Prozessoren auf den Markt. Viele neue Fähigkeiten der neuen AIX-Systeme wurden aus der iSeries übernommen.

Nachdem IBM den Power5-Prozessor zunächst in der iSeries - neuerdings eServer i5 - eingeführt hatte, sind damit ausgestattete Server mit quasi identischer Hardware ab Ende August als eServer p5 auch mit dem hauseigenen Unix-Derivat AIX zu haben. Big Blue hat die früheren i- und p-Series zusammengeführt. Dank aus der iSeries übernommener Virtualisierungstechnik können sie die Betriebssysteme AIX, i5/OS (vormals OS/400) und Linux parallel fahren.

Zwar ist das Unix-Segment nicht mehr wie während des IT-Booms der 90er-Jahre der Mittelpunkt des Server-Markts, das Betriebssystem und darunter laufende Highend-Server sind aber allemal noch wichtig genug, dass IBM unter Hochdruck daran gearbeitet hat, die unter dem Codenamen "Squadron" entwickelten Power5-Server auch unter der erheblich verbesserten AIX-Version 5.3L auf den Markt zu bringen. Eigentlich haben die Armonker ihr Unix von der früheren Power-Hardware gelöst und auf die iSeries-Architektur portiert, wo viele der "neuen" Features schon seit Jahren verfügbar waren.

Schon seit 1997 basierten AS/400 und RS/6000 auf einer gemeinsamen Kern-Hardwareplattform, und seither wuchsen beide Server-Linien immer mehr zusammen. Wichtigstes Differenzierungsmerkmal ist heute das Betriebssystem - das "i" im i5/OS steht für "integriert", weil es eine Komplettlösung zur Datenverarbeitung mit unter anderem Datenbank, Middleware, Compilern etc. bereitstellt. Das "p" der eher Barebone-artigen Unix-Server dagegen bedeutet "Performance" (beziehungsweise "Preis-Leistungsverhältnis).

Die hohe Leistung der Power-Prozessoren bei aggressiver Preisgestaltung war es, die IBM in den letzten fünf Jahren zu einem echten Wettbewerber im Unix-Markt gemacht hat, der lange von HP und Sun Microsystems dominiert wurde. Das Timing für die eServer p5 könnte aus Sicht von Analysten kaum besser sein, denn beide Konkurrenten sind gegenwärtig geschwächt. "IBM ist in seinem Produktzyklus gerade sehr stark. Bei den Wettbewerbern ist gerade ein wenig Ebbe, weil sie in Umstellungsschwierigkeiten stecken", erklärt Illuminata-Analyst Jonathan Eunice mit Hinblick auf Suns Unterstützung für Fujitsus Sparc64 und HPs Wechsel von PA-RISC auf Itanium.

Die eServer p5-520 und -570 sind praktisch identisch mit den entsprechenden i5-Modellen.
Die eServer p5-520 und -570 sind praktisch identisch mit den entsprechenden i5-Modellen.

Der Power5-Prozessor ist bereits IBMs dritte CPU-Generation mit zwei Cores. Er bringt auf 389 Quadratmillimetern 276 Millionen Transistoren unter und wird in einem Kupfer-SoI-Prozess (Silicon-on-Insulator) mit Strukturbreiten von 130 Nanometer gefertigt, was aktuell Taktraten von 1,5, 1,65 sowie 1,9 Gigahertz ermöglicht. Beide Kerne teilen sich 1,9 MB On-Chip-L2-Cache und beherrschen "Simultaneous Multithreading" (SMT, bei Intel "Hyperthreading"), das laut Hersteller unerwartet hohe Leistungszuwächse von 30 bis 40 Prozent gegenüber einem gleich getakteten, SMT-losen Power4 bringt.

Mark Papermaster, Vice President for Technology Development der Systems Group von IBM, gibt an, die neuen eServer p5 böten im Schnitt die doppelte Leistung der Power4(+)-Maschinen, die sie ablösen. In Benchmarks, die vor allem Speicher- und I/O-Bandbreite oder Numbercrunching-Fähigkeiten erfassen - etwa TPC-C oder Linpack - liegen sie sogar besser, bei reiner Integer-Performance etwas darunter.

Vier neue Maschinen kündigt IBM heute an - sie unterscheiden sich marginal von den im vergangenen Mai präsentierten i5-Squadrons, basieren aber auf den gleichen Designs. Größere Konfigurationen bis 64 Wege werden für Ende des Jahres erwartet. Das Einstiegsmodell "p5-520" ist mit maximal zwei 1,65 GHz schnellen CPUs bestückt und kostet in einer Basisausstattung gut 12.000 Dollar. Der gut 22.000 Dollar teure "p5-550" mit bis zu vier Prozessoren verdankt seine Existenz wohl vor allem der Tatsache, dass Oracles Datenbank "10g" in der preisgünstigen "Standard Edition" auf vier Prozessoren limitiert ist.

Zwei Varianten gibt es von der "p5-570", die im Prinzip aus vier - analog zu den "Summit"-xSeries - geclusterten Squadron-Chassis besteht. Die "Express"-Ausführung verwendet einen langsameren Power5-Core mit 1,5 GHz und unterstützt maximal acht Wege (vier Prozessoren in zwei Chassis). Die "Vollversion" ist dagegen mit bis zu 16 Prozessoren bestückt, die mit 1,65 oder 1,9 GHz takten, und kann bis zu 256 GB DDR-Arbeitsspeicher (alternativ auch 64 GB DDR2 mit 533 Megahertz Takt) und 20 I/O-Einschübe aufnehmen. Der Einstiegspreis liegt hier bei etwa 26.000 Dollar. Detaillierte Informationen zu den Konfigurationen finden Interessierte unter www-1.ibm.com/servers/eserver/pseries/hardware/pseries_storage.pdf.

Das neue AIX-Release 5.3 sollte ursprünglich schon Ende vergangenen Jahres fertig sein. Die Loslösung von der Power-Hardware und Anpassung an den "Hypervisor"-Layer (den die iSeries schon zuvor aufwies) war aber offensichtlich eine echte Herausforderung. Aufgrund der stark veränderten Technik und der bislang wohl nur kleinen Zahl zertifizierter Anwendungen geht IBM den unüblichen Schritt, auf den Squadron-Servern auch noch das ältere AIX 5.2 zu unterstützen. Damit sind allerdings keine Partitionen unterhalb eines Power5-Kerns möglich - wer die neuen Fähigkeiten von bis zu zehn Micropartitions pro Core nutzen will, muss Version 5.3 einsetzen. (tc)