Heppenheimer Fachhandelskette ist reif fuer die Insel

Escom investiert in neue Maerkte und weitet die PC-Produktion aus

26.02.1993

Die Entscheidung fuer Grossbritannien begruendet Wilfried Heise, Pressesprecher von Escom, damit, dass "es in England noch keine flaechendeckenden Haendlerketten gibt". Im Mai 1992 wurde in Prestwick eine Produktionsstaette fuer Monitore, die European Monitors, eroeffnet, mit der man positive Erfahrungen in Sachen Personal, Infrastruktur und Nachbarschaft von Unternehmen des High-Tech-Sektors gemacht habe.

Der Vertriebsmittelpunkt mit zentralem Warenlager fuer die Niederlassungen wird in Irvine etabliert, ebenfalls an Schottlands Westkueste. In das Gebaeude soll auch Peripherals Europe ziehen, Escoms Distributionsunternehmen, das ein Drittel seines Umsatzes mit dem europaweiten Vertrieb von Conner-Festplatten macht. Die Firma Conner produziert ebenfalls in Irvine.

2,4 Millionen Mark in den neuen Standort investiert

Die Attraktivitaet Schottlands als Industriestandort liegt neben den oben aufgefuehrten Faktoren auch in finanziellen Anreizen, die Unternehmen dort erwarten. Vor allem die niedrigen Lohnkosten locken potentielle Arbeitgeber an. Bis zu 30 Prozent koenne man im Vergleich zu Deutschland sparen, wie David Scrimgeour, Direktor von "Locate in Scotland" bemerkt.

Diese staatliche Organisation wurde 1981 in Grossbritannien als erste zentrale Stelle zur "Unterstuetzung von auslaendischen Investoren" gegruendet. Ein auslaendisches Unternehmen kann 15 bis 30 Prozent des in Schottland investierten Kapitals vom Staat zurueckbekommen, Steuervorteile bis zu 33 Prozent winken ebenso wie EG-Bankdarlehen.

Escom investiert nach eigenen Angaben insgesamt 2,4 Millionen Mark in den neuen Standort und arbeitet momentan mit 40 Mitarbeitern. Ueber die Hoehe der Foerdermittel war nichts zu erfahren. Bestaetigen wollte Escom auch nicht die Uebernahme der Hako AG in Bochum, ueber die sich die Heppenheimer "einen direkten Zugang an die Boerse" verschaffen wollen, wie Wilfried Heise im Gespraech mit der COMPUTERWOCHE aeusserte. Zwar ist Escom bereits in eine AG umgewandelt, wird aber im Gegensatz zu Hako nicht an der Boerse notiert. Falls eine Uebernahme zustande kommt, sollen Hako in Deutschland und Peripherals Europe in England das Grosshandelsgeschaeft von Escom uebernehmen.

Aufsehen erregte Escom-Firmenchef Manfred Schmitt kuerzlich mit der teilweisen Uebernahme der Dresdner Comped Computer-Elektronik GmbH, die aus dem VEB Kombinat Robotron hervorgegangen war. Vor der Privatisierung befand sich Comped im Treuhandbesitz und erhaelt bis 1995 einen Investitionszuschuss von insgesamt 13,5 Millionen Mark fuer Modernisierungsmassnahmen.

Neben Schmitt gehoeren der Investorengruppe noch Jochen Tschunke, Alleinaktionaer von C2000, sowie ein Muenchner Rechtsanwalt an (vgl. Seite 2). Die neuen Eigentuemer wollen in den naechsten drei Jahren 20 Millionen Mark in die Firma investieren. Wieviel davon staatliche Mittel sein werden, ist nicht bekannt. Der Muenchner Unternehmensberater Roland Berger erklaerte jedoch in einem Interview mit der CW-Schwesterzeitschrift "edv-ASPEKTE", dass "der einzige Vorteil, den Investoren heute in Ostdeutschland haben, darin besteht, dass sie unverschaemt hohe Investitionszuschuesse bekommen".

Escom moechte in Dresden Rechner fertigen lassen, da das Werk in Heppenheim mit einer Kapazitaet von 25 000 Stueck pro Monat seine Fertigungsgrenzen erreicht hat, man aber nach Aussagen von Heise "35 000 Stueck pro Monat verkaufen koennte". Fertigung bedeutet bei Escom allerdings nur die Montage von moeglichst guenstig eingekauften Teilen. Fuer die reine Assemblierung der Geraete gaben die neuen Comped-Eigentuemer der Treuhand gegenueber eine Garantie ab, die die Ausweitung der Belegschaft um 200 auf insgesamt 700 Mitarbeiter vorsieht. Schmitt setzt dabei aber hauptsaechlich auf Teilzeitkraefte.

Das Dresdner Werk soll ab Herbst auch Gehaeuse fertigen und bis 1994 will man ein Recyclingzentrum fuer Alt-Computer einrichten. Die Rechnerproduktion startet im Februar mit 4000 Stueck, bis Ende 1993 sollen es 40 000 pro Monat sein.

Absetzen will Escom die Rechner in neuen Filialen. Neben den 40 Laeden in England planen die Heppenheimer zwoelf neue Filialen in Oesterreich, neun in Frankreich und 30 in Polen, Ungarn, der Tschechischen und der Slowakischen Republik zu eroeffnen. "Fuer 1993 erwarten wir einen Auslandsumsatz von rund 300 Millionen Mark", nennt denn auch Escom-Finanzvorstand Karl-Michael Eickmeyer das Umsatzziel des Billiganbieters.