Kommentar

Es gibt keine Alternative

27.09.1996

Die Bilanz der Konferenz über die Werte der Informationsgesellschaft stimmt resignativ. Läßt man die Prognosen von Zweckoptimisten (Burda, Bertelsmann und Co.) und Berufsoptimisten (Regierungsmitglied Rüttgers) außen vor, stellt sich heraus, daß selbst im Falle eines Internet-Booms, die meisten Früchte in Form von Gewinnen und Arbeitsplätzen nicht hierzulande, sondern in den Vereinigten Staaten, in der Heimat der DV-Industrie geerntet werden. Dennoch: Die Alternative zur Informationsgesellschaft ist der wirtschaftliche Niedergang.

Diese Situation bietet aber auch die einmalige Chance zur Entrümpelung einer Gesellschaft, die in Kompromissen zwischen den mächtigen Interessengruppen zu erstarren droht. Die Durststrecke, die jetzt vor uns liegt, könnte in neuen, flexibleren Formen des Umgangs von Politik, Gewerkschaften und Arbeitgebern miteinander münden. Wer die Situation jedoch ausnutzen will, um lediglich eigene Vorteile herauszuschlagen, gefährdet dieses Ziel. Der Postgewerkschaft scheint das inzwischen klar geworden zu sein. Aber auch die Wirtschaft muß lernen, daß hier eine gesellschaftliche Verpflichtung auf sie zukommt, der sie sich bei allem berechtigten Gewinnstreben nicht entziehen darf.