Bewerbungsklassiker in erweiterter Auflage erschienen

Es führen immer mehrere Wege zum Job

18.10.2002
MÜNCHEN (CW) - Es herrscht Flaute auf dem Arbeitsmarkt, die Jobsuche entpuppt sich für immer mehr Bewerber als quälend langer Weg. Kein Grund zum Verzweifeln, meint der amerikanische Bestseller-Autor Richard Nelson Bolles in seinem Buch "Durchstarten zum Traumjob", das gerade in überarbeiteter und erweiterter Auflage erschien.

"Es gibt immer Jobs und viele Wege, sie zu finden. Wenn Sie mit herkömmlichen Methoden keinen Job finden, dann sind Sie persönlich dafür verantwortlich - nicht die Regierung oder eine Vermittlungsagentur." Auf den ersten Blick scheint der amerikanische Karriereexperte Bolles mit den Bewerbern hart ins Gericht zu gehen. Doch wer sich mit seinem Klassiker "Durchstarten zum Traumjob" beschäftigt, merkt schnell, dass der Autor den Leser nicht mit solchen Feststellungen allein lässt, sondern unkonventionelle Wege der Jobsuche aufzeigt.

Analyse ist der erste Schritt

Das Handbuch begleitet den Bewerber Schritt für Schritt in der beruflichen Neu- oder Umorientierung, untersucht Bewerbungsstrategien wie über das Internet auf ihre Effektivität hin und spart auch unangenehme Themen wie Depression durch Arbeitslosigkeit nicht aus.

Bolles betrachtet die Arbeitssuche als einen Teil der Lebensplanung, die viel umfassender angelegt ist, als Zeitungen oder das Internet nach offenen Positionen zu durchforsten. "Der erste Schritt besteht in einer genauen Analyse der eigenen Fähigkeiten. Schließlich wissen die meisten gar nicht, was alles in ihnen steckt", beschreibt die Münchner Karriereberaterin Madeleine Leitner, die Bolles'' Buch zum zweiten Mal für den deutschen Markt bearbeitete. Im Buch finden sich dazu auch viele praktische Übungen. Nach den nun erkannten persönlichen Vorlieben und Neigungen sollen dann berufliche Ziele definiert werden, für die man sich wirklich begeistern kann. "Eine konkrete berufliche Zielvorstellung eröffnet neue Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten bei der Jobsuche", ist Leitner überzeugt.

"Durchstarten zum Traumjob" unterscheidet zwischen konventioneller und kreativer Jobsuche. Bei Letzterer spielen der verdeckte Stellenmarkt und das Thema Networking eine große Rolle. "Zwei Drittel aller Positionen werden nicht durch offizielle Ausschreibungen besetzt. Denn bevor ein Arbeitgeber eine Anzeige schaltet, sucht er intern nach geeigneten Kandidaten oder fragt Mitarbeiter, ob sie jemanden kennen, der in Frage käme", sagt Leitner.

Darum sei es gerade in Krisenzeiten wichtig, dass sich Arbeitssuchende für Unternehmen mit offenen Stellen sichtbar machen - und nicht nur von zu Hause aus im Internet nach Jobs suchen. (siehe Kasten: "Bewerber-Work-shop") Leitner verficht wie Bolles die PIE-Methode: Probieren, Information und Einstellung sind die drei Bestandteile dieses strategischen Networking.

In der Probierphase sollen die Stellensuchenden ihre Schüchternheit verlieren und durch Gespräche weitere Kontakte knüpfen. "Allerdings darf man sich nie als Problemfall darstellen", warnt Leitner. "Sobald man sagt, dass man einen Job sucht, fällt beim Gegenüber die Klappe." Ist die Hürde, auf andere Menschen zuzugehen, überwunden, kann der Betroffene zur Informationsphase übergehen. Ob bei Messen, Vorträgen, Arbeitskreisen oder in Wirtschaftsclubs - hier trifft er Leute, die in der gewünschten Branche arbeiten und die ihm über deren Entwicklungen berichten. "Je mehr Gespräche er führt, umso interessanter wird er als Gesprächspartner", erklärt die Karriereberaterin. Er erhöht dadurch seine Sichtbarkeit und wird allmählich als Insider wahrgenommen, da er die Fachausdrücke der Branche mitbekommt.

Oft ergeben sich in den Gesprächen schon erste Hinweise auf offene Stellen, so dass die dritte Phase, die der Einstellung, beginnen kann. Nun tritt man zum ersten Mal als Bewerber auf. In Vorstellungsgesprächen sollte dieser zeigen, dass er bereits Insider ist, und glaubhaft unter Beweis stellen, wie er die Probleme des Arbeitgebers lösen kann. Dazu Leitner: "Der Kandidat sollte nicht nur behaupten, dass er etwa teamfähig ist, sondern es am konkreten Beispiel darstellen. Das tatsächliche Verhalten ist immer noch die beste Prognose für die Zukunft."

Allerdings genügt es nicht, nur den Traumjob zu wollen. "Arbeitslose sollten sich zuerst nach Alternativen umschauen, um schnell wieder einen Fuß in der Tür zu haben", beschreibt Leitner. (am)

Richard Nelson Bolles: Durchstarten zum Traumjob. Das Handbuch für Ein-, Um- und Aufsteiger. Campus-Verlag, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-593-37088-3, 21,50 Euro.

Bewerber-Workshop

Die Stellenmärkte in den Zeitungen werden immer dünner, auch in den Online-Jobbörsen finden Bewerber nicht mehr so viele Angebote wie vor eineinhalb Jahren. Darum veranstaltet die COMPUTERWOCHE am 25. November einen eintägigen Workshop, der Bewerbern "neue Wege zum Job" aufzeigen will.

Laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg wird nur ein Drittel aller vorhandenen Jobs auf dem offiziellen Stellenmarkt auch sichtbar. Den großen Rest kann man nur auf dem verdeckten Arbeitsmarkt finden. Wir wollen Ihnen zeigen, wie Sie offene Stellen aufspüren, die nicht ausgeschrieben sind, und dadurch Ihre Erfolgsaussichten steigern können. Die Münchner Karriereberaterin und Buchautoin Madeleine Leitner erklärt anhand von Übungen, wie strategisches Networking funktioniert und wie sie sich als potenzieller Problemlöser statt als Bittsteller bei den Firmen profilieren können.

Der eintägige Workshop findet von 9 bis 18 Uhr im Verlagsgebäude der COMPUTERWOCHE in der Brabanter Straße 4 in München-Schwabing statt und kostet 290 Euro einschließlich Mehrwertsteuer (Verpflegung ist inbegriffen).

Informationen und Anmeldung: Frau Sabine Schwehr unter E-Mail sschwehr@computerwoche.de oder Rufnummer 089/36086-413 oder -751.