Erwartungen der Analysten nicht erfuellt Trotz Rekordergebnis rutscht der Kurs des PC-Riesen Compaq

03.02.1995

MUENCHEN (CW/IDG) - Das Jahr 1994 verlief fuer die Compaq Corp. bestens. Sie machte dem bisherigen PC-Branchenprimus IBM den Rang erfolgreich streitig. Das Geschaeftsergebnis mit erheblichem Gewinn- und Umsatzsprung kann sich ebenfalls sehen lassen. Noch hoehere, nicht erfuellte Profiterwartungen und die vorsichtigen Prognosen fuer 1995 liessen den Compaq-Kurs allerdings sinken.

Im Geschaeftsjahr 1994 hat Compaq mit einem Umsatz von 10,9 Milliarden Dollar die Vorjahreseinnahmen um 51 Prozent uebertroffen. Der Gewinn stieg um 88 Prozent auf 867 Millionen Dollar. Im vierten Quartal, das am 31. Dezember 1994 endete, nahm der jetzt groesste PC-Hersteller 3,25 Milliarden Dollar und damit um 48 Prozent mehr ein als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Der Gewinn wuchs um 61 Prozent auf 243 Millionen Dollar.

Nach einer von Dataquest veroeffentlichten Studie ist Compaq 1994 mit einem Marktanteil von 10,3 Prozent der weltweit groesste PC- Anbieter. Das in Houston angesiedelte Unternehmen verkaufte im letzten Jahr rund 4,8 Millionen Rechner. Dies bedeutet eine Steigerung um 53 Prozent gegenueber 1993, als Compaq 3,13 Millionen PCs absetzen konnte und damit einen Marktanteil von 8,1 Prozent hielt.

Das Gewinnwachstum wird sich verlangsamen

Die PC-Company ist mit dem Rekordergebnis zufrieden und sieht auch mit Zuversicht dem neuen Jahr entgegen. Allerdings warnt sie vor allzu grossen Erwartungen. Sie hofft zwar auf ein stabiles Umsatzwachstum, aber die Gewinne wuerden sicher nicht mehr in dem Masse steigen, wie dies 1994 der Fall war. So lag die Gewinnmarge im ersten Quartal 1994 bei rund 27 Prozent und damit recht hoch. Das Unternehmen hofft jetzt auf eine Spanne zwischen 23 und 24 Prozent.

Bei der Veroeffentlichung des Geschaeftsergebnisses 1994 sank der Kurs der Compaq-Aktie um zwoelf Prozent. Die Analysten hatten mit einem noch hoeheren Gewinn gerechnet. Waehrungsschwankungen verringerten den Ueberschuss um 20,5 Millionen Dollar. Zudem wurden die Finanzbeobachter durch vorsichtige Prognosen fuer das erste Quartal 1995 verunsichert. In den Tagen darauf konnte sich der Kurs wieder leicht erholen und lag bei 37,875 Dollar.

Zu dem Kursrueckgang beigetragen haben auch Befuerchtungen ueber die weitere Entwicklung bei Compaq. So hat der PC-Riese immer noch Probleme mit seinen tragbaren Rechnern, weshalb er letztes Jahr die Fuehrerschaft in diesem Bereich abgeben musste. Fuer Irritation bei den Boersianern sorgten auch die grossen Lagerbestaende, die aber jetzt auf einen Wert von rund zwei Milliarden Dollar abgebaut wurden. Zudem konnte sich Compaq auf dem schnell wachsenden Pentium-Markt kaum durchsetzen, was Dell und Gateway 2000 fuer sich ausnutzten.

Compaq hat diese Versaeumnisse erkannt und fuer das Ende des ersten Quartals 1995 einige Rechner in Aussicht gestellt. Zu ihnen gehoeren eine Reihe von PCs, die auf Intels Pentium und AMDs K5- Prozessor basieren. Ausserdem ist eine Erweiterung der Notebook- Linie Contura mit einem 486-DX2-Prozessor geplant. Unternehmensnahe Quellen gehen davon aus, dass Ende Maerz zu der LTE-Elite-Linie ein System mit einer 10,4-Zoll-Farbmatrix und Lithium-Ion-Batterie kommen soll. Gerade in diesem Bereich hat Compaq grossen Nachholbedarf. Zudem soll der PC-Anbieter eine engere Zusammenarbeit mit anderen Notebook-Herstellern planen. Im Gespraech sei, dass Compaq ein Pentium-Notebook mit eingebautem CD- ROM-Laufwerk von der taiwanischen Inventec Electronics Co. in Lizenz uebernimmt. Inventec stellt auch den Messagepad Newton fuer Apple her.