Trotz erfreulicher Entwicklung der neuen Dienste

Ertrag, der Cash-Cow Telekom wird 1991 spärlicher fließen

04.01.1991

BONN (CW) - Die Deutsche Bundespost Telekom wird auf absehbare Zeit für die anderen Postdienste sowie für den Finanzminister nicht mehr die ergiebige Geldquelle darstellen, die sie noch im letzten Jahr. Der Gewinn aus den elektronischen Diensten wird laut Post-Wirtschaftsplan schon 1991 auf die Hälfte des Volumens von 1990 sinken, wie die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) berichtet.

Rechnet die Telekom für 1990 noch mit einem Profit von weit über einer Milliarde Mark, beläuft sich der Ansatz im Wirtschaftsplan für 1991 nur noch auf einen Wert von 671 Millionen. Das entspräche einer Eigenkapital-Rendite von einem halben Prozent. Die Neuverschuldung soll im kommenden Jahr 14,4 Milliarden, das Investitionsvolumen 29 Milliarden Mark betragen. Bundesfinanzminister Theo Waigel kalkuliert bisher ab 1991 mit jährlich fünf Milliarden Mark, die ihm von der Telekom zufließen sollen. Setzt der Hüter der Staatsfinanzen seine Vorstellungen in Forderungen um, bedeutet das eine Fremdbelastung der Telekom von insgesamt 11,8 Milliarden Mark für 1991, worin die postinternen Abführungen an die defizitären Postbereiche enthalten sind.

Die stark gestiegenen Zinsen, heißt es laut SZ in Bonn, haben den Telekom-Gewinn zur Talfahrt angestoßen. Die Kosten der Umstrukturierung der Deutschen Bundespost sowie des Ausbaus der Dienste in Ostdeutschland seien dadurch überproportional gewachsen.

Für 1992 erwartet Schwarz-Schilling zwar eine Umkehr des Trends, muß jedoch damit rechnen, dann die vorgeschriebene Eigenkapital-Quote von einem Drittel des Gesamtkapitals zu unterschreiten und bis zum Ende des jahrtausends nicht, wieder zu erreichen Erfreulich hat sich laut Telekom neben den Bereichen, Funktelefon (plus 51,7 Prozent) und Telegrammdienst (plus 50,6 Prozent) das Geschäft mit den Breitband-Diensten entwickelt: Das Gebührenaufkommen stieg hier nach Postangaben zwischen Januar und Oktober 1991 um ein Viertel.