Erster Entwurf der neuen GPL steht ins Haus

12.01.2006
Am kommenden Montag geht die öffentliche Diskussion um die General Public License in eine erste Runde.

Am 16. Januar wird der "First International Conference on GPLv3" am Massachusetts Institute of Technology in Boston die erste Diskussionsvorlage zur dritten Version der wichtigsten Lizenzform für Free- und Open-Source-Software vorgelegt. Die Free Software Foundation (FSF) startet damit die öffentliche Debatte um eine Nachfolgerin der seit 14 Jahren gültigen zweiten Version der GPL.

Der weitere Diskussionsprozess ist zwar gegliedert, aber keinem vordefiniertem Zeitrahmen unterworfen. So soll nach der ersten Diskussionsrunde im Juni ein zweiter Entwurf folgen. Falls der schon weitgehende Zustimmung findet, könnte die GPL 3 bereits im September verabschiedet werden. Als wahrscheinlicher gilt der FSF-Organisationsgruppe um Rechtsanwalt Eben Moglen die Vorlage eines dritten Entwurfs im Oktober und die Verabschiedung der neuen Lizenz frühestens im Januar 2007.

Richard Stallman, Vater der General Public License und Vordenker der Bewegung für freie Software, erklärte in einem Interview mit Cnet, es gelte, mit der GPL 3 vier Probleme der bisherigen Lizenz aus dem Wege zu räumen: Sie müsse erstens GPL-Projekte gegen "Piraten, die mit Patenten bewaffnet sind", schützen. So könnte Personen und Institutionen verboten werden, GPL-geschützte Software zu verwenden, wenn sie ihre Patente als rechtliche Mittel gegen GPL-Software nutzen. Zweitens gelte es Regeln für die Verwendung von GPL-Software auf Geräten mit Einschränkungen durch Digital Rights Management einzuführen. Drittens müsse geklärt werden, wie GPL-Programme mit proprietären Services im Internet zusammenarbeiten dürfen. Das ist bisher eigentlich nicht möglich, wird aber allgemein praktiziert.

Viertens soll die neue GPL dazu beitragen, die Vielzahl der von ihr abgeleiteten Lizenzformen zu reduzieren. In diesem Kontext steht mit Beginn der Diskussion um die neue GPL auch gleich die Neuformulierung der Lesser General Public License (LGPL) an. Diese Lizenz sieht mehr Freiheiten für die Mischung von freier Software mit anderen Programmen vor, ohne die Offenlegung des kompletten Quellcodes zur Pflicht zu machen. (ls)