Reparatur-Dienstleister proben den Aufstand

Erste Warnstreiks bei Compaq-DEC nach Fusion

14.08.1998

Nach einer Betriebsversammlung am vergangenen Freitag traten die rund 70 Mitarbeiter der ehemaligen Kienzle-Reparaturzentrale in einen kurzzeitigen Warnstreik. In einem Brief an die in Personalunion die Geschäfte von Compaq und DEC führende Gerrit Huy sowie Hermann Sänger, den Leiter des Multivendor Customer Service (MCS) von Digital, wies der Betriebsratsvorsitzende des Werks Villingen, Manfred Mosbach, darauf hin, daß die Mitarbeiter sich große Sorgen um ihre Arbeitsplätze machten, obwohl sie immer schwarze Zahlen erarbeitet hätten.

Die Beunruhigungen waren entstanden, als Servicechef Sänger mitteilte, er habe den Auftrag, den gesamten Servicebereich Small and Medium Enterprise (SME) zu veräußern, zu dem auch das Villinger Reparatur-Zentrum gehört. Der inklusive Außendienstmitarbeiter 150 Personen starke SME-Bereich ist auf verschiedene Standorte in Deutschland verteilt.

In Villingen gehören hierzu etwa 50 Mitarbeiter in den Bereichen Repair und Logistik, etwa zehn Beschäftigte sind für Lösungsimplementierung zuständig. Darüber hinaus arbeiten weitere zehn Angestellte in dem Service-werk.

Der Betrieb im Schwarzwald-Baar-Kreis hat nach internen Informationen 1997 rund 40 Millionen Mark Umsatz erwirtschaftet. Durch den geplanten Verkauf von SME sei der gesamte Standort Villingen bedroht.

Compaq Deutschland scheint aus der Firmenzentrale in Houston klare Anweisungen zum Kahlschlag bekommen zu haben. Anders ist eine Aussage von Deutschland-Frontfrau Huy nicht zu interpretieren, die am 17. Juli 1998 auf einer Versammlung aller Betriebsräte von Digital beziehungsweise nunmehr Compaq sagte: "Der Personalabbau wird schlimm."

Eine Stellungnahme von Sänger war bis Redaktionsschluß nicht einzuholen, weil sich der MCS-Leiter in Urlaub befand. Auch von Compaq war eine Stellungnahme nicht rechtzeitig zu erhalten.