Aus der Defensive einen Angriff auf die Intel-Konkurrenz gestartet

Erste Unix-Workstation von Sun unter 1000 Dollar

09.03.2001
MÜNCHEN (CW) - Die neueste Workstation von Sun kostet nur halb so viel wie die bisher günstigste: Für weniger als 1000 Dollar bekommt man die "Blade 100".

Sun geht mit einem Niedrigpreis-Angebot auf die Konkurrenz aus der Intel-PC-Ecke los. Die dauernden Leistungssteigerungen und der gleichzeitige rapide Preisverfall von Intel-basierenden PCs haben Herstellern wie Compaq und vor allem Dell Einbrüche in Suns einstige Domäne der Workstations ermöglicht. Jetzt kommt der Gegenangriff.

Exklusiv im "Sunstore" gibt es eine flache Desktop-Workstation mit dem Preisschild 995 Dollar. Hinzuzurechnen wären allerdings Steuer, Versand und die Kosten eines Monitors, denn der ist nicht dabei. Für drei in puncto Arbeitsspeicher, DVD und/oder Grafiksystem üppiger ausgestattete Varianten verlangt Sun in Schritten von jeweils 500 Dollar mehr.

In allen Konfigurationen der Blade 100 arbeitet ein mit 500 Megahertz getakteter 64-Bit-Prozessor "Ultrasparc IIe" mit 256 KB L2-Cache. Auf dem Motherboard ist ein Grafik-Chipset "PGX64" von Sun mit 8 MB Videospeicher integriert, eine 2D-Variante des "Rage-XL"-Sets von ATI. Vier Steckplätze ermöglichen den RAM-Ausbau bis 2 GB. Das Board bietet drei PCI-Slots, 10/100-Mbit-Ethernet-Verbindung, vier USB- und zwei Firewire-Anschlüsse (IEEE1394) sowie je einen seriellen beziehungsweise parallelen Port. Alle Systeme haben einen Smartcard-Reader, der sich unter anderem zur Zugangssicherung verwenden läßt.

Alle Varianten haben eine EIDE-Festplatte mit 15 GB Kapazität. Platz für eine zweite Platte gleichen Typs ist im Gehäuse vorhanden, der ATA-66-Controller ist entsprechend ausgelegt. Sun betont also wieder ein Erfolgsgeheimnis aus frühen Firmenjahren, nämlich günstige marktübliche Komponenten zu verwenden. Das ist auch in der Nutzung günstiger Dual Inline Memory Modules (Dimm) für das RAM zu erkennen, während die PC-Konkurrenz auf die teureren RDRAMs setzt. Wem die PC-übliche Grafikleistung nicht reicht, der kann eine PCI-Karte "Expert3D Lite" einbauen, die Sun bereits für die Typen 60 und 80 der Highend-"Ultra"-Workstations anbietet.

Softwareseitig umfassen die Preise bei allen Konfigurationen das Sun-Unix-Betriebssystem "Solaris 8". Inklusive sind ferner das Büropaket "Star Office 5.2", "Netscape Navigator", "Acrobat Reader", "PC Fileviewer" und "Sun Forum 3.1". Optional gibt es ein Softwarepaket für Entwickler zum Preis von 3500 Dollar (statt sonst rund 10 000 Dollar) oder die bessere Expert-Grafikkarte samt Animationssoftware für 3000 Dollar. Zur Leistungssteigerung bei grafikintensiven Anwendungen bietet der Hersteller unter anderem die "Sun-PCI-II-Card" mit einer weiteren 600-Megahertz-CPU.

Mit allen Optionen käme man in den Leistungsbereich großer Sun-Workstations, allerdings auch in entsprechend höhere Preisregionen - jedoch in budgetfreundlichen Schritten. Nach Auskunft von Sun übertrifft die Blade 100 in ihren Leistungswerten nicht nur die - mit 2000 Dollar bisher preisgünstigsten - Workstations vom Typ "Ultra 5", sondern auch die "Ultra 10" in ihrer Basisausstattung.

Gegenüber den PC-Workstations muss Sun mit der Blade 100 wohl kaum einen Vergleich scheuen. Wenn auch keine Benchmark-Vergleiche bekannt sind, so dürfte der 64-Bit-Prozessor von Sun gegenüber der 32-Bit-Konkurrenz von Intel zum Tragen kommen. Und der Preis unter 1000 Dollar ist aggressiv. So kostet die von Dell als Workstation positionierte "Precision 220" mit auf 800 Megahertz getaktetem Pentium III und 10-GB-Platte ebenfalls ohne Monitor rund 1800 Dollar.

Damit ist klar, gegen wen sich Sun stellt. "Wir bestreiten, dass ein Einstiegspreis im Workstation-Markt auf 32-Bit-PCs hinausläuft", erklärte George Iwaki, für Workstations zuständiger Produkt-Manager bei Sun, gegenüber dem Nachrichtendienst "Computergram". Noch deutlicher wurde gegenüber dem "Wall Street Journal" Fred Kokout, Suns Marketing-Director in der Technical Market Product Group: "Wir greifen hinsichtlich Preis, Leistung und Business-Modell Dell auf seinem eigenen Gelände an."

Sun-Workstation Blade 100 und ihre Varianten

"Small Configuration"

CPU: Ultrasparc IIe, 500 Megahertz, 256 KB L2-Cache;

128 MB RAM (1 x Dimm);

Grafik-Controller: Sun PGX64 (on board);

Festplatte: 15 GB EIDE (7200 RPM);

48x CD-ROM;

1,44 MB Floppy-Laufwerk sowie Smartcard-Reader.

"Medium Configuration"

wie "Small Configuration", aber mit 256 MB RAM (1 x Dimm)

"Large Configuration"

wie "Medium Configuration", aber mit Grafikbeschleuniger "Expert 3D-Lite" und 12-x-DVD-Laufwerk

"Extra Large Configuration"

wie "Large Configuration", aber mit 512 MB RAM (2 x 256 MB Dimm).