Erste Intel-Macs früher als erwartet

17.01.2006
Apple-Chef Steve Jobs zeigt die beiden ersten Macs ohne Power-Prozessoren.

Als Intel-Chef Paul Otellini sich im weißen Overall und mit einem Wafer in der Hand durch den Vorhang auf die Bühne schlängelte, war klar: Apple und Intel haben den im letzten Sommer angekündigten Umstieg vom Power-PC auf Intel-Prozessoren etwa ein halbes Jahr schneller geschafft als geplant.

Fette Beute

Schon vorab ließ Steve Jobs ein paar Eckdaten zum abgeschlossenen Geschäftsquartal heraus: eine Milliarde Dollar Umsatz allein mit den "Apple-Store"-Ladengeschäften, Gesamteinnahmen von 5,7 Milliarden Dollar, 14 Millionen verkaufte iPods - alles über den Erwartungen der Analysten, so dass Apples Aktienkurs stieg. Und zwar so weit, dass der Hersteller aus Cupertino nach Marktkapitalisierung den PC-Weltmarktführer Dell hinter sich ließ.

Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet unter Berufung auf Gravis-Chef Archibald Horlitz, Apple wolle noch heuer eigene Läden in Deutschland eröffnen. Als Standorte sind demnach Berlin, Frankfurt am Main, Köln, Hamburg und München vorgesehen.

Dass Apple sein Betriebssystem samt Software schon seit langem parallel auch auf Intel-Plattformen kompilierte, war bereits bekannt. Dennoch dürfte der Aufwand für die neuen Macs beträchtlich gewesen sein, da sie sich zumindest in einigen entscheidenden Punkten vom PC-Einerlei unterscheiden. Zum Beispiel haben sie kein BIOS, sondern nutzen Intels für den Itanium entwickeltes "Extended Firmware Interface" (EFI).

Zuerst der iMac

Recht überraschend kündigte Jobs ausgerechnet den erst vor drei Monaten aufgefrischten Consumer-Desktop "iMac" als ersten Intel-Rechner an. Design und Preis bleiben unverändert, nur steckt jetzt der Notebook-Doppelkern-Prozessor "Core Duo" (Codename "Yonah") im Innern. Gegenüber dem vorher verbauten "G5" von der IBM bringt dieser im Benchmark-Test "Specint" knapp die dreifache und im "Specfp" gut die doppelte Leistung.

Auch wenn diese Benchmarks nur die reine CPU-Leistung erfassen - die Zahlen düpieren schon all jene stolzen Macianer, denen Apple jahrelang die Überlegenheit des Power-PC und speziell des G5 gepredigt hat. Und sie verdeutlichen gleichzeitig, dass der Wechsel zu Intel unausweichlich war.

Noch krasser fällt der Leistungsunterschied beim neuen Profi-Notebook "Macbook Pro" auf, bei dem der Core Duo gleich vier- bis fünfmal mehr Leistung bringt als der Powerbook-"G4". Portables auf Basis des G5 hatte Apple aufgrund der hohen Abwärme des Big-Blue-Chips nie realisieren können. Das 15,4-Zoll-Widescreen-Gerät enthält die vom iMac bekannte Medienverwaltung "Front Row" mit Fernbedienung und eine integrierte "iSight"-Kamera für Videokonferenzen. Es kommt als Nachfolger des 15-zölligen "Powerbook G4" im Februar in zwei unterschiedlich ausgestatteten Varianten für 2100 und 2600 Euro auf den Markt.

Alle übrigen Macs ("iBook", restliche PowerBooks, "Mac mini", "Power Macintosh" und "Xserve") sollen bis Ende 2006 sukzessive auf Intel-CPUs umgerüstet werden. Bis dahin dürften auch die meisten Anwendungen angepasst sein und als "Universal Binary" für Power-PC und Intel vorliegen. Als Notnagel enthält Mac OS X auf Intel-Rechnern die Emulation "Rosetta", in der Power-PC-Applikationen recht performant laufen - aber nicht schnell genug für den professionellen Einsatz).

Neuer Office-Pakt

Neben Otellini teilte sich Jobs die Bühne im Moscone Center auch noch mit Roz Ho, Chefin der Apple-Abteilung bei Microsoft. Sie kündigte ein offizielles Abkommen zwischen beiden Firmen darüber an, dass Microsoft noch wenigstens fünf Jahre lang Office für den Mac weiterent- wickeln wird. Nicht mehr überarbeitet wird aber wie schon der Internet Explorer die Mac-Ver- sion des "Windows Media Player". Stattdessen bietet Microsoft von einer Drittfirma entwickelte Windows-Media-Komponenten für "Quicktime" zum Download an. (tc)