Erste Implementierungen auf HP-9000-Rechnern realisiert:SAS Institute auf den Unix-Zug gesprungen

13.05.1988

KOPENHAGEN (qua) - Immer mehr Softwareanbieter setzen auf Portabilität. So gab jetzt die SAS Institute Inc. mit Sitz in Cary, North Carolina, die erste Unix-lmplementierung ihres "SAS Systems" frei; dabei entschied sich der US-Hersteller für HP-UX, das Derivat seines langjährigen Marketing-Partners Hewlett-Packard.

In einer Version für HP-9000-Rechner des Typs 300 ist die SAS-Software bereits zu haben. Die 9000-800-Ausführung wird voraussichtlich Mitte des Jahres marktreif. Angekündigt hatte der Hersteller die HP-UX-Ausführung vor ziemlich genau einem Jahr; Auslieferungen waren schon für Ende 1987 vorgesehen (siehe CW Nr. 17 vom 24. April 1987, Seite 11: "SAS System soll bald unter Unix laufen"). Dazu Art Cooke, European Manager der in Heidelberg ansässigen SAS Institute GmbH: "Ich habe nur versprochen, daß wir Ende des Jahres Testversionen haben würden."

Die Unix-Ausführungen sowie das seit kurzem verfügbare Release 6.03. der PC-Version bauen auf dem SAS-internen Portabilitätskonzept "Multivendor Architecture" (MVA) auf. In dieses, auf einem Drei-Schichten-Modell basierende Architekturkonzept sollen auch die anderen von "SAS System" unterstützten Betriebssysteme einbezogen werden - jeweils ab Version 6. Wie Europa-Manager Cooke versichert, sollen Ende des kommenden Jahres alle Ausführungen in dieser neuen Version auf dem Markt sein. Mit Testausführungen für VMS und CMS sei bereits Ende dieses Jahres zu rechnen, MVS folge Anfang 1989, das Schlußlicht bilde DOS/VSE.

Trotz der ansehnlichen Verbreitung des alten 370-Betriebssystems ist die Anwenderbasis von "SAS System" hier relativ dünn: Ganze 300 VSE-Installationen kann SAS weltweit vorweisen. Ursache sei die schlechte Performance der Interaktionskomponente ICCF, klagt Cooke. Trotzdem werde die VSE-Version der SAS-Software weiterhin unterstützt, zumal die Portierung künftig - mit MVA - für alle Betriebssysteme parallel innerhalb vor drei Monaten erfolgen könne.

Im Hinblick auf weitere Unix-lmplementierungen halten sich die SAS-Manager weitgehend bedeckt. SAS-Gründer und -Vorsitzender James Goodnight: "Wir werden nicht über neue Implementierungen sprechen solange wir sie nicht haben." IBM-Mainframe-Versionen unter Unix sind für Goodnight in absehbarer Zeit noch kein Thema. Cooke läßt jedoch durchblicken, daß bereits Gespräche mit der Münchner Siemens AG geführt würden.

Darüber hinaus kündigte SAS auch eine Erweiterung des Datenbank-Schnittstellen-Systems "SAS/Access" an: Neben DB2 und SQL/DS soll die eigene Software innerhalb von MVS-Umgebungen Zugriff auf Adabas von der Software AG Datacom/DB von ADR und IDMS/R von Cullinet bekommen. Für VMS-User wurde ein Interface zu Oracle in Aussicht gestellt.