ZVEI: Bis Jahresende Rückgang in Deutschland

Erste Hälfte 1991 war eine gute Zeit für Chip-Hersteller

16.08.1991

MÜNCHEN (CW) - Heiter bis wolkig präsentiert sich gegenwärtig die Halbleiterszene: Während die Intel Corp. Rekorde bei Umsatz und Profit vorweist, mußte der Mischkonzern Motorola Inc., trotz Wachstums im Chip-Bereich, einen Gewinnrückgang hinnehmen. Der deutsche Chip-Markt wuchs laut ZVEI im ersten Halbjahr erheblich.

Mikroprozessor-Marktführer Intel Corp., Santa Clara/Kalifornien, meldete für sein zweites Geschäftsquartal 1991 einen um 29 Prozent auf 1,25 Milliarden Dollar gestiegenen Umsatz sowie - nach einer Zunahme um gar 35 Prozent - 231 Millionen als Nettogewinn. Auch im Vergleich zum ersten Quartal 1991 stiegen Umsatz (elf) und Gewinn (17 Prozent). Wegen ständiger Ausweitung der Produktion von 32-Bit-Mikrochips, so Intels Erklärung für das Erfolgsquartal, habe man den steigenden Bedarf am Markt nunmehr decken können.

Der Elektronik- und Computerkonzern sowie Intel-Konkurrent im Prozessormarkt Motorola Inc. aus Schaumburg/Illinois spricht ebenfalls - für die Halbleiter-Divison - von neuen Rekorden bei Umsatz und Auftragseingang. Über den Betriebsgewinn der Chip-Aktivitäten wurde lediglich mitgeteilt, er läge über demjenigen des Vorjahres. Erhöhter Nachfrage erfreuten sich besonders SRAMs, Mikrocontroller und Mixed Signal-Chips, heißt es in einer Mitteilung der Motorola GmbH, Wiesbaden. Künftiges Wachstum erhofft sich MotoroIa auch durch die Mitentwicklung einer Einzel-Chip-Version für die RS/6000-Workstation im Rahmen der Allianz zwischen IBM und Apple.

Der deutsche Chip-Markt wuchs im Juni um 16 Prozent

Der Motorola-Konzern insgesamt (mit den weiteren Geschäftsbereichen Communications, Computer und Mobiltelefone, Datenkommunikation, Government Electronics sowie Industrie-Elektronik) mußte hingegen einen Rückgang des Quartalsgewinnes um 26 Prozent auf 119 Millionen Dollar hinnehmen. Der Umsatz im gleichen Zeitraum legte nach Unternehmensangaben um 3,7 Prozent auf 2,81 Milliarden Dollar zu. Nach den Worten von George Fisher, Chairman und CEO von Motorola, war die Ergebnisabschwächung durch die Rezession in USA und Europa bedingt.

Der deutsche Chip-Markt wuchs laut dem Fachverband elektronische Bauelemente im ZVEI im Juni um die neue Höchstquote von 16 Prozent. Im ersten Halbjahr 1991 habe der Halbleiterumsatz im neuen Gebiet der Bundesrepublik Deutschland um 14 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Zeitraum 1990 zugenommen. Das Volumen im Gesamtjahr 1990 belief sich dem ZVEI zufolge auf 4,69 Milliarden Mark.

Im zweiten Quartal 1991 sei die Umsatzkurve jeden Monat steiler geworden: Nach Steigerungen um zwölf Prozent im April und 14 Prozent im Mai seien im Juni 16 Prozent erreicht worden. Ein Abflauen des Auftragseinganges in den vergangenen Wochen ist nach Einschätzung des Verbandes jedoch als ein erstes deutliches Warnzeichen für eine Abschwächung im zweiten Halbjahr zu werten.